Station: [60] Migration - Lebenslaufkonstruktion der Magdalenenberger
Einige Einzelfunde aus den Nachbestattungen des Magdalenenberges geben neue Ansatzpunkte für Fragestellungen in der Forschung. Einer dieser Funde ist ein sogenannter Gürtelhaken einer Frauenbestattung aus Grab 65. Dieser Verschluss, der einst einen Taillengürtel zusammenhielt, stammt aufgrund seiner Form mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von der iberischen Halbinsel, also aus dem Raum des heutigen Spanien und Portugal. Schon in den 80er Jahren wurden Vermutungen geäußert, dass die im Magdalenenberg bestattete Frau dieses Fundstück aus ihrer iberischen Heimat mitgebracht haben könnte, es sich bei ihr also um eine Migrantin einer entfernteren Region handelt.
Damals konnte man solche Thesen nur mit Vorsicht äußern, da man noch nicht über die Möglichkeiten verfügte, einen Beweis für diese Behauptung zu erbringen. Heute sieht die Sache dank modernster Methoden aus der Naturwissenschaft anders aus.
Die Methode der Isotopen-Analyse eröffnet mit der Bestimmung möglicher individueller Herkunftsgebiete der prähistorischen Mobilitätsforschung neue Wege. Mit diesen Untersuchungen können die
geographischen Herkunftsgebiete aus den Überresten der Bestatteten rekonstruiert werden.
Ausgangspunkt ist die Analyse sogenannter Isotope wie Strontium, Kohlenstoff oder Schwefel in den Überresten der Bestatteten. Diese Elemente kommen auch durch die Nahrungsaufnahme in den Körper. Anhand der Zusammensetzung können Rückschlüsse auf eine bestimmte Region gezogen werden.
Aktuell werden mit diesen Methoden die Thesen zum Mobilitätsverhalten einzelner Individuen im Magdalenenberg geprüft. Ziel ist es, einmalige Lebensläufe aus dieser frühen Zeit zu rekonstruieren.
Foto: © Franziskanermuseum