Station: [8] Tintengeschirr


Bei der Ordnung seiner Sammlung orientierte sich Spiegelhalder an den Museen seiner Zeit, die er während Geschäfts- und Privatreisen besuchte. Einen besonders großen Einfluss hatte das Berliner Volkskundemuseum. Von diesem übernahm er die Kategorien, in denen er sammelte, wie Glaswaren, Heimgewerbe, Hinterglasbilder oder Hafnerwaren. Das Tintengeschirr, von ihm als "außergewöhnlich feine Hafnerarbeit" bezeichnet, ist eines der wenigen Belegstücke für kunsthandwerklich hochwertige Hafnerarbeiten. Es ist wohl um 1800 in Grafenhausen gefertigt worden, wo über mehrere Generationen Mitglieder der Familie Nüssle als Hafnermeister tätig waren. Ein Gewährsmann des Sammlers kaufte das Objekt vor Ort vermutlich von einem Nachfahren des Herstellers. Aus der Werkstatt Nüssle stammen auch zahlreiche Gebrauchskeramiken in der Schwarzwaldsammlung sowie einer der beiden Öfen in den arrangierten Bauernstuben, die im zweiten Obergeschoss ausgestellt sind. Das Tintengeschirr konnte als Einzelobjekt nicht als Belegstück für einen regionaltypischen Stil fungieren. Es wurde nicht, wie etwa die Strohhüte, mit vergleichbaren Objekten arrangiert. Durch seine isolierte Betrachtung treten hingegen andere Eigenschaften des Gegenstandes zutage, so vor allem die kunsthandwerkliche Qualität seiner Fertigung. Ohne begleitendes Material und Parallelen in der Sammlung wurde das Objekt so zum Kuriosum. Das anspruchsvolle Kunsthandwerk stellt somit die Ausnahme inmitten eher schlichter, als "Volkskunst" begriffener Gegenstände dar.

Foto: © Franziskanermuseum