Station: [5] Hinterglasmalerei
Die Hinterglasmalerei war die preisgünstigste Art, die ärmere Bevölkerung mit Bildern zu versorgen. Graphische Vorlagen wurden durch das Glas abgepaust und dann in einem arbeitsteiligen Prozess Konturen und Farben aufgetragen. Da die Hinterglasmalerei als Heimindustrie meist von der ganzen Familie betrieben wurde, arbeiteten die Erwachsenen an Gesichtern und Händen, die Kinder eher an den Hintergründen.
Viele Hinterglasbilder können aufgrund von Signaturen oder der Handschrift einer Werkstätte zugeordnet werden. Spiegelhalder hielt dies auf seinen Inventarkarten akribisch fest. Eine der produktivsten Werkstätten war die von Benedikt Winterhalder in Rötenbach. Über die Hinterglasmalerei berichtete Spiegelhalder: "Diese Tafeln schmückten hauptsächlich den Herrgottswinkel. Meistens sind sie auf Glas gemalt, erst als die Schildmalerei aufkam, auch auf Holz. Sie stellen ausser Jesus, Maria und Josef hauptsächlich die Leidensgeschichte dar und diejenigen Heiligen, die dem Bauer am nächsten standen, so den heiligen Wendelin als Vieh-, den heiligen Antonius als Schweine- und den heiligen Eulogius als Pferdeparton, nicht zu vergessen die heilige Agathe als Behüterin des Feuers. Diese Glasbilder müssen schon von alters her auf dem Schwarzwald gemalt worden sein und ich habe es mir angelegen sein lassen, in meiner neuen Sammlung die Entwicklung dieser Volkskunst darzustellen. Das älteste Bild, das ich besitze, ist eine Votivtafel von 1726. Einige der schöneren neueren Stücke aus den 40er- und 50er-Jahren stellen unseren Landesvater und die Landesmutter dar, darunter sogar seiner königlichen Hoheit der Großherzog mit Backenbart, gewiss eine Seltenheit".
Foto: © Franziskanermuseum