Station: [22] Schäppel aus St. Georgen
Der Schäppel, ein Kranz aus echten oder künstlichen Blumen, schmückte bereits im Mittelalter sowohl die Häupter der Jungfrauen als auch der Jünglinge. Als "Jungfrauenkrone" wurde er in die Tracht übernommen. Glaskugeln und Flitter ersetzten jedoch Rosen und andere Blüten. Die kleinen bunten Glaskugeln wurden wie Christbaumkugeln vor der Lampe geblasen, was eine weitere Möglichkeit des Zuverdienstes im Schwarzwald darstellte. Die Form dieser Schäppel orientierte sich an den Kronen von Marienstatuen des 18. Jahrhunderts. Ein kleiner Schäppel wurde zur Konfirmation getragen, größere Exemplare von der heiratsfähigen Frau zu besonderen Festtagen und vor allem zur Hochzeit. Die voluminöseste Form der Brautkrone stammt aus St. Georgen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass dieser Kopfschmuck entsprechend schwer war und die Braut am Abend über Kopfschmerzen klagte. Ein ähnliches Los erwartete sie nach der Hochzeit, denn im Alltag trugen Frauen oft schwere Lasten auf dem Kopf. Um diese Bürde abzupolstern gab es Tragringe. Ein Exemplar ist hier ausgestellt.
Nicht jede Familie konnte sich ein Schäppel leisten. Manche wurden auch von der Gemeinde an ärmere Familien verliehen. Um den leicht zerbrechlichen Schmuck zu schützen, bewahrte man den Schäppel in eigens gefertigten, häufig bemalten runden Spanschachteln auf.
Oskar Spiegelhalder hatte in seiner jeweiligen Sammlung nicht nur eine beachtliche Anzahl von Schäppeln. Er dokumentierte auch ihre Trageweise mittels Fotos und Zeichnungen. Neben den eigentlichen Brautkronen sammelte er auch das Zubehör, zum Beispiel die "Libereien". Dies sind an den Zöpfen befestigte, mit Stickereien versehene Bänder.
Foto: © Franziskanermuseum