Station: [21] Bollenhut
Nicht jeder weiß sofort mit dem Begriff "Bollenhut" etwas anzufangen. Den meisten ist aber der Anblick dieses Huts vertraut, der inzwischen nicht nur für touristische Zwecke, sondern für viele Formen der Produktwerbung eingesetzt wird. Allerdings nicht in der Art, wie wir ihn hier vor uns haben: ein flacher, strohsichtiger Hut mit kleinen roten Bollen, davon nur drei Paare…. "What the …" ist mit diesem Schwarzwaldhut passiert?, würde möglicherweise der zeitgenössische Künstler Stefan Strumbel fragen. Der typische Bollenhut – das Klischee in unseren Köpfen - ist die Variante des Schwarzwälder Rosenhuts, die sich um 1910 ausgebildet hatte, mit geschwungener, weiß gekalkter Krempe und voluminösen Bollen. Der hier ausgestellte ist ca. 100 Jahre älter und außerdem nicht vollständig: Acht Wollpompons fehlen. Rosenhut heißt dieser Trachtenhut, weil die roten Dekorationen Rosen symbolisieren. Aus Wolle waren sie preisgünstiger als echte Rosen oder solche aus Papier oder Seide. Der Rosenhut aus dem Gutachtal wird nur in drei protestantischen Gemeinden des Schwarzwalds getragen, in Gutach, Kirnbach und Reichenbach. Rosenhüte mit roten oder schwarzen Wollverzierungen gibt es aber auch im Wolftal und in Sankt Georgen, solche mit Strohrosetten in Lehengericht. Die Farben rot oder schwarz waren anfangs frei wählbar. Erst im Verlauf der Zeit erkannte man den Nutzen in der Brautwerbung, wenn die Farben den Familienstand signalisierten: rot für ledig, schwarz für verheiratet. Karriere machte der Bollenhut, als ihn der Künstler Wilhelm Hasemann um 1880 entdeckte. Er malte die Gutacher Tracht immer wieder. Von ihm stammen auch die Graphiken in dieser Vitrine. Später wurde ein Roman von Berthold Auerbach als "Schwarzwaldmädel" verfilmt. Sonja Ziemann im Bollenhut machte diese Kopfbedeckung und den Schwarzwald weltberühmt.
Foto: © Franziskanermuseum