Station: [20] Hotzenwaldzylinder


Ursprünglich gehörte ein hoher, spitz zulaufender Hut zur Tracht der Hauensteiner. Dieser Spitzhut wurde durch einen ebenfalls schwarzen und hohen Strohzylinder um 1820/30 ersetzt. Mit geschwungener Wandung und ebensolcher Krempe orientierte er sich formal an der Herrenmode des Biedermeier. Der Herrenzylinder unterscheidet sich stark von den gleichzeitigen Frauenzylindern. Diese haben meist eine gerade, flache Krempe, eine gerade Wandung und sind gekalkt und lackiert, in den Farben Gelb oder Orange.

Spiegelhalder überliefert hierzu eine Anekdote. Vornehme Herren in Frack und Zylinder seien an Fastnacht bei ihm vorstellig geworden, weil sie seine weltberühmte Sammlung besichtigen wollten. Gleichzeitig gaben sie ihm zu verstehen, dass das, was sie sahen, für sie nur "alter Kruscht" war und ließen ihrem Spott freien Lauf. Während des Besuchs sprach man dem Rheinwein munter zu. Diese Situation nutzte Spiegelhalder und tauschte heimlich die schönen Herrenzylinder gegen gelbe Frauenstrohzylinder aus. Als "echte Narren" mussten sie – dem Gespött der anderen preisgegeben – nach Hause laufen.

Spiegelhalder erwarb den Hut als Teil einer gesamten Männertracht vom Berliner Museum für Deutsche Volkskunde. Objekte, die er unbedingt haben wollte, aber vor Ort nicht mehr fand, kaufte Spiegelhalder von anderen Sammlern, Museen oder auf dem Kunstmarkt. Die Herkunft garantierte keine "Echtheit". Auch in Museen wurden Trachten frei zusammengestellt.

Foto: © Franziskanermuseum