Station: [19] Schnotz


Bollenhut und Zylinder kennt jeder. Was aber ist ein "Schnotz"? Diese Kopfbedeckung hat nicht nur einen seltsamen Namen, sondern auch eine skurrile Form. Der Name soll auf die in die vier Himmelsrichtungen zeigenden Schnauzen oder alemannisch Schnorren zurückzuführen sein. Die im Schwarzwald einzigartige Form mit stark gewellter Krempe dient dem Sonnenschutz bei gleichzeitiger Belüftung des Kopfes. Es ist möglich, dass dies ein Arbeitshut war, wie ihn frühe Abbildungen der Zeit um 1780 auf Männer- und Frauenköpfen zeigen. Der Schnotz ist einer der ältesten Strohhüte im Schwarzwald. Er gehört zur Tracht der Hotzenwälder. Diese Bewohner des Südschwarzwaldes galten als besonders eigensinnig. Sie hatten eine demokratische Selbstverwaltung, die sie auch gegen den Widerstand ihrer jeweiligen Landesherren durchsetzten. Vielleicht wurde aus diesem Grund ihre Tracht in der Zeit um 1800 zu der Schwarzwaldtracht schlechthin. Sicher prägten die Hotzenwälder das Bild vom wortkargen Schwarzwälder Dickschädel. Der Schnotz wurde jedoch nur bis ca. 1840 getragen. Mit Trachtenumzügen in den 1880er Jahren versuchte der badische Großherzog Friedrich I.  eine Wiederbelebung der kaum noch getragenen Trachten. Fehlende Teile, auch Kopfbedeckungen wurden neu angefertigt. Als Spiegelhalder dieses Stück vom Sammler Carl Frowin Mayer in Offenburg erwarb, gab es – so schreibt er auf dem Inventarblatt - nur noch zwei weitere Exemplare, in der Großherzoglichen Sammlung und beim Industriellen Bally in Säckingen.

Foto: © Franziskanermuseum