Station: [15] Glas
Schon immer regte Glas die Fantasie der Menschen an. Sicher ist es sein funkelndes Erscheinungsbild, das dem Werkstoff einen prominenten Platz in Märchen und Sagen sicherte. Im Schwarzwald mag man dabei vor allem an das geheimnisvolle Glasmännlein im "Kalten Herz" von Wilhelm Hauff denken. Tatsächlich war die Glasbläserei im Schwarzwald seit dem Spätmittelalter ein wichtiger Wirtschaftszweig. Angelehnt an süddeutsche und böhmische Vorbilder entstanden vor allem Gebrauchswaren, die von Glasträgern und Hausierern weit über die Region hinaus verbreitet wurden. Ein bedeutender Herstellungsort befand sich mit der Glashütte von Herzogenweiler in direkter Nachbarschaft zu Villingen.
Spiegelhalder, der die Glasherstellung zu den "Volksindustrien" wie Uhrmacherei und Schneflerei zählte, widmete sich intensiv ihrer Erforschung. Während er sich mit einer eigenen Publikation einen Namen in Fachkreisen machte, trugen seine populären Präsentationen dazu bei, dass Besucher von Nah und Fern diesen Wirtschaftszweig mit der Region assoziierten. Sein besonderes Interesse galt dabei Gläsern, die er dem bäuerlichen Gebrauch zuordnete. In diesem Zusammenhang hielt er sich zugute, der Erste gewesen zu sein, der eine "Spezialsammlung von Bauerngläsern" angelegt habe. Verglichen mit zeitgenössischen industriellen Produkten wirkten solche Objekte vor allem in bürgerlichen Kreisen urtümlich und vormodern. Manche Objekte erwarb er jedoch direkt von Glashütten, wo er Belege der neuesten Produktion aufkaufte. Neben Endprodukten gingen auch Werkzeuge, Bilder und Unterlagen zum Glashandel in seine Sammlung ein. Besonders die Glashütte Äule am Schluchsee genoss seine Aufmerksamkeit: nicht nur Gläser aus dieser Produktionsstätte sind prominent vertreten, sondern auch anderes Material wie Gründungsdokumente oder Gemälde. Diese umfassende Dokumentation der Schwarzwälder Glasherstellung war in ihrer Zeit eine Besonderheit, da selbst die zeitgenössischen Museen nur wenige Objekte vorweisen konnten.
Foto: © Franziskanermuseum