Station: [12] Schneflerei
Als "Schnefler" wurden im Schwarzwald Handwerker bezeichnet, die mittels eines Ziehmessers feingeschnitte Holzwaren herstellten. Für Spiegelhalder stellte die Schneflerei ein wichtiges Sammlungsgebiet dar. Im Bemühen um eine möglichst vollständige Dokumentation dieses Hausgewerbes ließ er seinen Agenten Eduard Fürderer neben den Objekten auch vielfältige Informationen zum Arbeitsalltag der Schnefler zusammentragen. Er selbst verstand sich als Retter einer Kunst, die im Schwinden begriffen war. In seinen Unterlagen erzählte er:
"Die betreffenden Schachtele und Trögle wurden nur im Taglohn gemalt und das nur in einem Hause. Verdient konnte nicht viel werden, denn die Leute waren arm. Die Alten sind gestorben und die Jungen haben sich anderen Geschäften gewidmet und trieben die Schachtelmalerei nicht mehr."
Wie in anderen Bereichen sammelte Spiegelhalder die Schneflerwaren nicht exemplarisch, sondern umfassend. Aus der Fülle von gleichartigen Gegenständen sticht kein Einzelobjekt heraus. Nicht individuelle Eigenheiten, sondern die Gesamtheit der Dinge steht im Vordergrund. Anders als der Name "Schwarzwaldsammlung" suggeriert, sind die Objekte jedoch nicht repräsentativ für den gesamten Schwarzwald. Spiegelhalders Sammlungsgebiet erstreckte sich vor allem über den südöstlichen Raum um die Amtsbezirke Neustadt, Triberg, Bonndorf, St. Blasien, Schönau und Freiburg. Die Trögle und Spanschachteln wurden größtenteils in Bernau und Menzenschwand sowie der näheren Umgebung gefertigt. Nicht zuletzt durch ihre Konzentration auf hausindustrielle und bäuerliche Fertigungen trug die Schwarzwaldsammlung dazu bei, das Klischee der "heilen Welt" eines ländlichen Schwarzwaldes zu prägen. Lokale Unterschiede verschwimmen dabei zugunsten eines einheitlichen Bildes.
Foto: © Franziskanermuseum