Station: [126] Scheibenbolzen


Mit dem Altertümerrepertorium sollte Wissen bewahrt werden, das in Vergessenheit zu geraten drohte. Daher fügte man den Gegenständen kleine Notizen und Anekdoten bei. Ein Beispiel für die Sorge um Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses sind diese sogenannten Scheibenbolzen, die beim Schießtraining mit der Armbrust verwendet wurden. Sie wurden bei der Brigachkorrektur in der Nähe des sogenannten Lindenwasens südlich des heutigen Bahnhofes gefunden. Dieser Ort, der heute ganz überbaut ist, ist fast völlig in Vergessenheit geraten. Das Repertorium erzählt:

"Auf diesem Wiesfeld stund eine uralte Linde, wovon ersteres den Namen hatte. Unter deren Schatten besprachen in früheren Zeiten die Armbrustschützen ihre Interessen und hatten daselbst auch ihre Übungen sowie ein Schützenhaus, von welch letzterem aber schon im vorigen Jahrhundert jede Spur verwischt war. Auf keiner Seite der Stadt und deren nächsten Umgebung hat die Neuzeit so viele und große Veränderungen gebracht, wie auf dieser. Wenn heute ein alter Villinger dem Grabe erstünde, so würde er vieles nicht wiederfinden. Staunen aber würde er über das Toben und Pfeifen der Lokomotive, über den lebendigen Verkehr, der sich tagtäglich durch Menschen und Maschinen auf diesem kleinen Fleck Erde entwickelt! So ändern sich die Zeiten und die Menschen in ihnen!"

Foto: © Franziskanermuseum