Station: [118] Schale der Bauleutezunft


Die Villinger Zunftaltertümer umfassen keine großartigen Schätze aus Edelmetall. Die einzige silberne Willkommschale fällt zudem sehr zierlich aus. Die gravierte Inschrift im Innern informiert über den Schenker: "Herr Elias Holzer, Römisch-Kaiserlicher Majestät Prokommissari, verehrt die Schalen einer Löblichen Zunft der Bauleiden in Villingen, 1678". Ein kaiserlicher Beamter, der nach Villingen abgeordnet war, schenkte also die achtpassige Schale der größten Villinger Zunft für eine nicht näher genannte Wohltat. Sie stand wohl mit herannahenden französischen Truppen 1677 in Zusammenhang. In den Hungerjahren nach den Napoleonischen Kriegen, 1813/14, wollte die Zunft das Stück für einen humanitären Zweck spenden. Das Ansinnen wurde jedoch mit dem Hinweis auf die Inschrift und den Erinnerungswert zurückgewiesen. Wieder 100 Jahre später sind beide Schenkungsanlässe aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Die Schale, die auf der Stadtkanzlei aufbewahrt wird, kommt über den Aufruf Ferdinand Förderers 1876 in die Altertümersammlung. Erst jetzt wird ihre Geschichte recherchiert und für die Nachwelt aufgeschrieben.

Foto: © Franziskanermuseum