Station: [111] Wappentafel von Hans Kraut
Villingen wurde 1326 habsburgisch und blieb es bis zu Zeiten Napoleons. Habsburgischer Patriotismus wurde vor allem nach 1530 spürbar. In diesem Jahr erhielt Villingen für seine Verdienste im Bauernkrieg ein neues Wappen verliehen: Zum blau-weiß geteilten Wappenschild kam ein roter Adler und der habsburgische Pfauenschweif als Helmzier. Der berühmteste Kunsthafner der Renaissance in Südwestdeutschland, Hans Kraut, fertigte es für das Alte Kaufhaus in Ton. Dieses stand in der Mitte der Oberen Straße und wurde in den 1820er Jahren als Verkehrshindernis abgerissen. Die Beschreibung im Altertümerrepertorium überliefert wichtige Details:
"Dasselbe bestund zur ebenen Erde aus einem langgestreckten Unterbau von Mauerwerk – der eigentlichen Fruchthalle – mit vier Eingangsthüren, davon jene gegen Süden das Hauptportal bildete; auf diesem Mauerwerk ruhte ein viel breiterer Unterbau aus starkem Gebälk und geriegelten Wandungen, die so genannten Lauben, die bei festlichen Anlässen auch als Tanzboden benutzt wurden. An Jahrmärkten dienten diese Räume den Tuchmachern, Wollwebern, Strickern, Gerbern als Verkaufslokale, ein weiterer Theil bildete Fruchtschütten der so genannten Kipperer. Oben an der Stirn der beiden Giebelseiten zeigten zwei große Uhrenschilder mit Mondgang die Zeit nach Nord und Süd, in die Obere und Niedere Straße. Das auf der Südseite angebrachte Thürmchen beherbergte ein Glöckchen, das neben dem Viertel- und Stundenschlag auch als Signal für bürgerliche Zwecke diente."
Foto: © Franziskanermuseum