Station: [109] Belagerungsgemälde
Die vier Belagerungsbilder hingen einst in der Herrenzunftstube. In ihnen spiegelt sich der Stolz auf den Kriegsruhm der Villinger, die sämtliche Belagerungen des Dreißigjährigen Krieges und des Spanischen Erbfolgekrieges glücklich überstanden. Dass die Stadt nicht eingenommen wurde, führte man auch auf besonderen göttlichen Beistand zurück. Dies deutet das Nägelinskreuz an, das auf manchen der Darstellungen über der Stadt schwebt. Die Gemälde werden somit zu einer ungewöhnlichen Kombination aus Belagerungs- und Votivbild. Auf dem letzten der vier Gemälde, das die Belagerung durch Marschall Tallard im Jahr 1704 zeigt, sehen wir im Vordergrund einen rot gewandeten Reiter, der seinen Arm in Richtung der Stadt ausstreckt. Kleidung und Barttracht lassen auf eine südosteuropäische Herkunft der Figur schließen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen ungarischen Husaren, der im Gefolge der Franzosen am Spanischen Erbfolgekrieg teilnahm. Im Habsburgerreich, zu dem auch Villingen gehörte, war man auf Osteuropäer zeitweise nicht gut zu sprechen. Bis 1711, also wenige Jahre vor Fertigung des Gemäldes, hatten antihabsburgische Aufstände das Königreich Ungarn erschüttert. Die fremdartige Kleidung des Reiters muss auf die zeitgenössischen Betrachter aber auch reizvoll-exotisch gewirkt haben.
Foto: © Franziskanermuseum