Station: [108] Bildstock


Der stark verwitterte Bildstock stand über Jahrhunderte auf einer Wiese vor der Stadt. Er erinnert an eine schreckliche Tat, die ebenso schrecklich bestraft wurde. Im Tagebuch des Benediktinerabtes Georg Gaisser findet sich dazu eine minutiöse Beschreibung, die im Altertümerrepertorium berichtet wird. Nach damaligem Rechtsverständnis war der Junge erwachsen, dennoch erstaunt der von Schaulust und Mitleidlosigkeit geprägte Bericht:

 

"1633 Juli 6. Es wurde ein Bub gefangen, der eingestand Mühlen angezündet zu haben und der während der Nacht faßt aus dem Gefängnisse entkommen wäre. Gegen diesen war der Unwille der Müller so groß, dass Sie seine alsbaldige Hinrichtung verlangten. Sie wurde aber bisher verschoben, weil es schien, daß man noch anderes von ihm erforschen könne und auch deshalb, daß nicht der Feind zum Untergange unserer Gefangenen Nachricht erhalte.

 

Juli 7.

Der brandstifterische Bube wurde um 11 Uhr vor dem Franziskaner-Thore lebendig verbrannt. Er war aus Württemberg, ungefähr 15 Jahre alt und erlitt die harte Todesstrafe mehr mit verhärtetem als starkem Geiste. Als er auf den Scheiterhaufen gesetzt, von den Priestern zum Beten ermahnt wurde, antwortete er nichts. Als die Beine schon halb verbrannt waren, die Flammen aber die oberen Theile noch nicht ergriffen hatten, gab er einige schwache Zeichen seines Schmerzes, indem er klagend nur ausrief: `o weh, o weh´ ohne irgend anderes Geschrei. Als die Flammen den oberen Theil des Holzstoßes allmählig ergriffen und ihn die Umstehenden fragten, auf welche Weise er die Brandstiftung so glücklich ausgeführt habe, antwortete er, es sei Zunder gut mit Harz, Pulver und Pech versehen gewesen. Das war bereits das einzige, was man von ihm vernahm; im Uebrigen erlitt er den Tod wie stumm. Dies wäre gut gewesen, wenn er aus einer gerechten Ursache gestorben wäre".

Foto: © Franziskanermuseum