Station: [106] Wappenscheibe Kechler von Schwandorf
Die insgesamt sechs Wappenscheiben bilden den Beginn des Altertümerrepertoriums: Sie sind die ersten Objekte, die im Inventar erfasst wurden. Die Scheibe des Georg Kechler von Schwandorf bezieht sich motivisch auf die Seeschlacht von Rhodos, genauso wie das ebenfalls hier ausgestellte Grabmal des Wolfgang von Maßmünster. Die beiden Johanniterkomture hatten guten Grund, sich an diese Schlacht im Jahr 1522 zu erinnern. Die Johanniter wurden von den feindlichen Osmanen vernichtend geschlagen und mussten ihren Stützpunkt aufgeben. Dem christlichen Ritter auf der linken Seite steht daher ein Türke mit erhobenem Säbel als weltlicher und geistlicher Gegenpol gegenüber. Im vorderösterreichischen Villingen waren die Türken, die 1529 die Hauptstadt Wien belagert hatten, weiterhin eine sehr reale Gefahr. Was das Wappen derer von Schwandorf außerdem mit Villingen zu tun hat, erklärt das Repertorium:
Die meisten benachbarten Klöster und Herren vom Adel hatten sich in der Stadt Villingen verbürgerrechtet und übten durch ihr Standesansehen und ihre Mittel auf das Gemeinwesen von jeher einen vorherrschenden Einfluß, welchen selbst die Einführung der Zünfte in das Stadtregiment nicht verwischen konnte. Natürlich waren sie auch Mitglieder der "Herren Trinkstube" und gehörten zur Zunft der "ehrbaren Müßiggänger".
Die Kabinettscheibe war für diese Zunftstube vorgesehen, wurde allerdings nie in eine Fensterfront eingebaut. Der Komtur zog sie wieder zurück, als er hörte, dass er sie selbst bezahlen müsse.
Foto: © Franziskanermuseum