Station: [101] Kopf König Ferdinand
Wie wichtig für die Identität der Stadt einst der Brunnen war, der auf der Kreuzung der Hauptstraßen stand, wird aus seiner Geschichte im Altertümerrepertorium deutlich. Er zierte schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Marktplatz, war aber aus Holz und trug einen Heiligen Christophorus. 1554 baute man eine steinerne achteckige Brunnenschale, in deren Mitte auf einer korinthischen Säule die Statue Kaiser Ferdinands des Ersten stand. Während man zu Beginn des Jahrhunderts noch ein religiöses Bildwerk vorzog, huldigte die aufblühende Renaissance dem habsburgischen Stadtherren. Ähnliche Brunnen findet man noch heute in Städten wie Reutlingen. Um 1790 stürzte die baufällig gewordene Steinskulptur um. Der Kopf wurde jedoch im Alten Rathaus aufbewahrt, später von Fidel Hirt wiederentdeckt und in die Sammlung gegeben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte man auf die verwaiste Brunnensäule eine blecherne Urne mit Aloe. Nachdem man um 1867 den Brunnen als Verkehrshindernis ganz abgeschafft hatte, regten sich erste Wiederaufbauwünsche bereits in den 1980er Jahren und dann, nachdem die Stadtmitte 2002 verkehrsberuhigt wurde. Bei einer Bürgerbefragung wurde die Errichtung eines historisierenden Marktbrunnens jedoch abgelehnt.
Foto: © Franziskanermuseum