Station: [8] Sieben Jahre Festungshaft


M (Zitat): „Meine Kasematte ist feucht und ungesund – der Salpeter hängt in Kristallen an den Wänden herab.“

F: Dunkelheit, Kälte, Feuchtigkeit und unhaltbare hygienische Zustände – so schildert Fritz Reuter seine Haftbedingungen. In sieben Jahren wird er fünf Festungen kennenlernen, vier davon in Preußen. Denn sein großes Unglück besteht darin, in Berlin, also in Preußen, festgenommen worden zu sein. Hier gibt es kein Erbarmen… und kein rechtstaatliches Verfahren.

Erst Ende Januar 1837, also gut drei Jahre nach seiner Festnahme, wird ihm sein Urteil zugestellt: Tod durch das Beil. Doch:

M (Zitat): „Mit dem Urteile zugleich ist die Begnadigung des Königs angelangt, worin bestimmt wird, dass der König diejenigen, welche zum Tode verurteilt worden sind, auf 30 Jahre begnadigt hat, und zu diesen, mein lieber Vater, gehöre ich.“

F: Doch Fritz Reuter verliert den Sinn für das Absurde und Komische nicht: Seine Erlebnisse wird er später in seinem Roman „Ut mine Festungstid“ beschreiben – trotz der schlimmen Bedingungen mit einer gehörigen Prise Humor.

M: Nach fünfeinhalb Jahren Haft erscheint ein Hoffnungsschimmer am Horizont: Die zahlreichen Bittbriefe des Vaters haben Wirkung gezeigt und Fritz Reuter wird nach Mecklenburg verlegt. In Dömitz an der Elbe wird er das letzte Jahr seiner Festungszeit verbringen. Hier kann er sich frei bewegen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Er porträtiert den Festungskommandanten und seine Frau sowie die Familie des Bürgermeisters Vogel, mit der er freundschaftlich verbunden ist.

F: Im August 1840 erreicht ihn schließlich die Begnadigung des preußischen Königs. Fritz Reuter ist frei. Er hat die sieben Jahre zwischen seinem 23. und seinem 30. Lebensjahr in Haft verbracht. Seine Gesundheit ist ruiniert. Von einer lebenslangen Alkoholsucht gezeichnet kehrt er nach Stavenhagen zurück.

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