Station: [12] Erste Werke: „Läuschen un Rimels“


M (Zitat): „Mit meiner Arbeit geht es frisch vorwärts […] ich habe 840 Verse geschrieben […] ein burleskes […] Drehorgelgedicht mit Einleitung und ernsthafter Schlussbemerkung, ein plattdeutscher Liebeszwist zwischen Korl und Marieken mit Nutzanwendung über die Vorzüge der Dämlichkeit und ein […]Vagabundengedicht von Schneider Zwirn, Schuster Pech und Tischler Leim, welches noch seiner endlichen Vollendung harrt.“

F: So schreibt Fritz Reuter seiner Frau Luise im Sommer 1854. Der erste Erfolg hat sich eingestellt. Reuter engagiert sich in der Stadtpolitik. Als Mitglied der Bürgerschaft und Stadtverordneter ist er zuständig für soziale Angelegenheiten. In dem 4.000-Seelen-Städtchen kennt jeder jeden und die Bürgerschaftssitzungen enden regelmäßig im Wirtshaus. Reuter kann gut erzählen…

M: … und gut zuhören. Die Schwänke, Geschichten, Anekdoten verarbeitet er zu kurzen, prägnanten Versdichtungen, die zwar die allgemeine Anerkennung, jedoch keinen Verleger finden. Seine Kollegen und Freunde legen schließlich zusammen und ermöglichen ihm, die gereimten Geschichten im Selbstverlag herauszubringen:

F: „Läuschen un Rimels“ – sinngemäß „unwahre, erdachte Geschichten und Reime“ – erscheint 1853 und findet sofort sein Publikum. Die Buchhandlungen bestellen, Fritz und Luise verpacken und versenden die Bücher, und die erste Auflage von 1.200 Exemplaren ist schnell ausverkauft. Ermutigt durch seinen Erfolg, schreibt er „De Reis‘ nah Bellingen“, eine groteske Reiseerzählung über die missglückte Studienreise von vier Bauern nach Belgien.

M: Gleichzeitig betätigt sich Reuter als Zeitungsverleger. Wöchentlich erscheint sein „Unterhaltungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern“. Hier publiziert er die Erzählung „Meine Vaterstadt Stavenhagen“ und erste Episoden aus seiner Festungszeit als Fortsetzungsroman – aufgrund der Pressegesetze allerdings auf Hochdeutsch.

_________________________________

Zitat Reuter: Nenz: Auf immer und ewig Dein Fritz Reuter. Aus dem Leben der Luise Reuter, S. 27.

Foto: © museum.de