Station: [114] Wallstr. 5c: Reutersche Bierbrauerei


F: An der Stelle, an der heute das rosafarbene Wohnhaus steht, befand sich früher eine der ersten Lagerbierbrauereien Mecklenburgs. Hier wurde das „Stemhäger Burmeisterbier“ gebraut, von dem Fritz Reuter schrieb:

M (Zitat): „Von den Eigenschaften des Stemhäger Burmeisterbiers habe ich mich mit vielen anderen seinerzeit hinlänglich überzeugt, und ich bin gewiss, dass viele andere mit mir ein günstiges Urteil über dasselbe fällen werden.“

F: Reuter lobenden Töne sind nicht erstaunlich. Denn die Brauerei gehörte niemand anderem als Fritz Reuters Vater. Um 1835 ließ der geschäftstüchtige Bürgermeister im Hof eines seiner Grundstücke eine Mälzerei errichten, in der aus Getreide Malz gefertigt wird. Das Malz wurde in der ebenfalls auf dem Hof eingerichteten Brauerei weiterverarbeitet.

 

Eine alte Postkarte zeigt den Blick, den man vor gut 100 Jahren von diesem Standpunkt aus gehabt hätte. Ein Torbogen schloss das Grundstück zu dieser Seite hin, auf dem Hof parkten Wagen und Fuhrwerke. Das linke hintere Haus war im ersten Stock mit malerischen, hölzernen Balkongängen geschmückt. Kaum wiederzuerkennen! Nur das Gebäude hinten links, das sich quer vor die Kirche schiebt, hat sich nicht allzu sehr verändert: Es ist das hellblaue Haus, in dem Sophie Reuter lebte, nachdem sie die väterliche Dienstwohnung im Rathaus verlassen hatte. Das Reutersche Grundstück reichte also von der Kirche bis hier herunter zur Wallstraße.

M: Die große Durchfahrt, durch die das historische Foto aufgenommen wurde, gehörte zu einem Speicher, der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden war, nachdem Brauerei und Grundstück mehrfach den Eigentümer gewechselt hatten. Kurz nach der Wende wurde der Speicher abgerissen. Seit 2021 steht nun das rosafarbene Mehrfamilienhaus an dieser Stelle.

Fotos: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum