Station: [110] Die Stadtkirche


Obwohl die Kirche ja fast das wichtigste Gebäude in einer Kleinstadt ist, beschreibt Fritz Reuter das Stavenhagener Gotteshaus doch erstaunlich wenig. In der Erzählung „Meine Vaterstadt Stavenhagen“ witzelt er über seine mangelnden kunsthistorischen Kenntnisse, mutmaßt, die Kirche sei womöglich im byzantinischen Stil erbaut, um dann voller Überzeugung fortzufahren:

M (Zitat): „Der Turm ist entschieden Rokoko. Über das Alter der Kirche – und das ist für den Kenner bei der Beurteilung der Bauart fast immer der letzte und wichtigste Entscheidungsgrund gewesen – bin ich glücklicherweise imstande, genau berichten zu können. Überlieferungen noch lebender Personen, sicherer aber noch der Wetterhahn der Kirche selbst, setzen das Jahr der Erbauung auf 1790 fest.“

F: Ihr Vorgängerbau war im Dreißigjährigen Krieg arg beschädigt worden. Doch es dauerte über 100 Jahre, bis das Städtchen die finanziellen Mittel aufbringen und den beschädigten Fachwerkbau durch eine robuste Backsteinkirche ersetzen konnte.

Die Kanzel im Innenraum ist das einzig erhaltene Stück aus der abgerissenen Vorgängerkirche.

Für das neue Gebäude stiftete der mecklenburgische Herzog (und spätere Großherzog) Friedrich Franz der Erste ein Altarbild seines Hofmalers, das die Auferstehung Christi zeigt.

Dem Altar gegenüber schmücken 14 fiktive Porträts die Empore: Sie zeigen Jesus, Johannes den Täufer sowie die 12 Apostel. Hinter ihnen, auf dem Prospekt: eine Orgel des Wittstocker Orgelbauers Friedrich Hermann Lütkemüller.

M: Ein ebenso prächtiger wie schlichter Kirchenraum.

Mit seiner Datierung auf das Jahr 1790 hatte Fritz Reuter übrigens recht… und unrecht. Denn erbaut und geweiht wurde die Kirche – bzw. das Langhaus – bereits 1782. Der Turm folgte 1790.

Fotos: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum