Station: [107] De Kantergaß


M: „De Kantergaß“ – „die Kantorengasse“ gibt es nicht mehr. Sie verlief hier zwischen den Häusern hindurch und führte zur Kirche.

Auf dem BildschirM: alter Plan, gerne Standort und Gasse farblich markiert

F: Im Stavenhagener Stadtarchiv wird ein Plan aus dem Jahr 1774 verwahrt, in dem die kleine Gasse eingezeichnet ist. In dem Vorgängerbau des weißverputzten Hauses links wohnte der Kantor der Stavenhagener Kirchgemeinde, der gleichzeitig auch Lehrer der Stadtschule war. Die Schulstube befand sich in seinem Wohnhaus. Und dank der Kantergaß war er mit ein paar Schritten auch an seinem zweiten Arbeitsplatz: in der Kirche.

Als Fritz Reuter Mitte des 19. Jahrhunderts die Erinnerungen an seine Vaterstadt Stavenhagen zu Papier brachte, existierte der Durchgang noch. Er schreibt:

M (Zitat): „Ich muss den Leser nun wieder […] auf das holperige Straßenpflaster der Stadt zurückführen, um ihm die Straßen der Stadt zu zeigen. Es sind deren nicht viele, und der Gang ist bald gemacht. Wir gehen durch die ‘Kantergaß’, und ich zeige ihm den Platz um die Kirche, der in meinen Kinderjahren noch als Begräbnisplatz benutzt wurde.“

F: In den 1920er Jahren verschwand die Gasse. Oder vielmehr: Sie wurde dem Grundstück links zugeschlagen. Alles wurde eingeebnet und neu bebaut. Und so erinnern heute nur noch die ovale Plakette und Fritz Reuters Erinnerungen an die kleine Gasse.

Fotos: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum