Station: [106] Markt 6: Bäcker Swenn


F: Auch „Bäcker Swenn“ ist eines der Stavenhagener Originale. Er taucht in mehreren Werken Fritz Reuters auf. Doch einen Bäcker Swenn gab es hier nie…

M: Der echte Stavenhagener Bäckermeister hieß Witt, Johann Witt. Und er hatte seine Backstube direkt am Markt.

Das kleine Gebäude, in dem Witt zwischen 1829 und 1837 seine Bäckerei mit angeschlossener Schankwirtschaft unterhielt, steht nicht mehr. 1924 wurde es abgerissen und durch das heutige Gebäude mit seinen acht Fensterachsen ersetzt.

F: Und ob der echte Bäcker Witt ebenso einfältig war wie die ihm nachempfundene literarische Figur, ist ebenfalls ungewiss. Klar ist allerdings, dass Bäcker Swenn zu den bekanntesten Gestalten aus Reuters humoristischen Gedichten gehört. In den „Läuschen und Rimels“ schildert Reuter, wie der gutmütige und dickköpfige Bäcker sich auf eine Wette einlässt:

M: Nachdem zwei unbekannte Burschen ein fürstliches Frühstück vertilgt haben, überreden sie Swenn zu einer Wette: Er würde es nicht schaffen, behaupten sie, eine Viertelstunde vor der großen Uhr zu sitzen, mit den Augen dem Pendel zu folgen und im Rhythmus dieses Pendels immer die beiden gleichen Sätze zu sagen: „hier geiht’e hen, dor geiht’e hen.“ – „Hier geht er hin, dort geht er hin.“

F: Bäcker Swenn denkt sich: nichts leichter als das! Er legt seinen Wetteinsatz auf den Tisch und macht sich ans Werk: „Hier geiht’e hen, dor geiht’e hen.“, „Hier geht er hin, dort geht er hin.“ „Hier geiht’e hen, dor geiht’e hen.“, „Hier geht er hin, dort geht er hin.“

M: In der Zwischenzeit streichen die beiden Lausbuben den Wetteinsatz ein und verschwinden, ohne die Zeche zu zahlen. Nach einer Viertelstunde hat Bäcker Swenn seine Wette gewonnen… oder doch verloren?