Station: [103] Neubrandenburger Str. 8: Schauster Bank senior


F: Die Familie, die in diesem Haus wohnte, bevölkert gleich mehrere Werke Fritz Reuters. Der Schuster Samuel Bank hat in dem Roman „Ut de Franzosentid“ einen turbulenten Auftritt. Als der Bürgermeister des Städtchens Hals über Kopf vor der napoleonischen Besatzungsmacht flieht, interpretiert der patriotisch gesinnte Schuster die Szene falsch. Hören Sie selbst:

M (Zitat): „Während die Stavenhäger Bürger ihren Bürgermeister so über Feld und Graben hinwegfegen sahen, schien es einen Augenblick lang, als wollten sie ihm ein lustiges Hurra nachrufen. Schuster Bank begann schon: ‚uns Herr Burmeister, viv…‘, da flog ihm ein französischer Flintenkolben zwischen die Schultern, so dass er nur diesem Wink zu folgen brauchte, um mit großer Geschwindigkeit unten am Berg zu landen.“

F: Seine Mitbürger fliehen voller Schrecken. Einige Seiten später beschreibt ein Augenzeuge die schmerzhafte Begegnung folgendermaßen:

M (Zitat): „Die Franzosen […] waren halb verklammt. Und als sie schießen wollten, ging nichts los von wegen der Nassigkeit, sie schmissen sich also in ihrer Zornigkeit auf uns Unschuldswürm von bloße Zuschauer und hätten den Schustermeister Bank aus der Bramborgsch Strat mit den Kolben mang die Schulterblätter ramponiert, worauf wir alle uns exküsierten, indem dass wir den Berg runner lepen.“

F: Der so geschundene Schustermeister Samuel Bank wohne hier mit seiner Frau und seinen drei Kindern: Wilhelmine, die später ebenfalls einen Schuster heiratete, Johann und Ludwig. Seinem Freund und Spielkameraden Johann Bank, genannt „Hanne“, setzte Reuter in seinem Roman „Ut mine Stromtid“ ein Denkmal. Als erwachsener Mann lebte er in der Neuen Straße 19. Wenn Sie wissen möchten, welch grausiges Ende es mit dem armen Johann Bank nahm – in Station 21 erfahren Sie mehr.

Foto: © Fritz-Reuter-Literaturmuseum