Station: [116] Flachsverarbeitung
F: Ich weiß, ich weiß, Eule! Du sagst jetzt gleich wieder, dass die Menschen kompliziert sind und sich lieber ein schönes, dickes Fell wachsen lassen sollten!
Eule: Ich habe doch gar nichts gesagt!
F: Jedenfalls, hier wird erklärt, wie die Menschen ihre Kleidung hergestellt haben. Und – ja! – es ist etwas kompliziert…
Eule: Siehste!
F: … aber ich erkläre es trotzdem. Also: Zuerst mussten sie eine bestimmte Pflanze wachsen lassen, die hat zwei Namen, sie heißt Flachs oder Leinen. Diese Pflanze wächst sehr schnell und sehr hoch. Und wenn sie richtig hochgewachsen ist, dann wird sie mitsamt der Wurzel aus dem Boden gerissen…
Eule: Autsch!
F: … denn man braucht die Fasern, die innen in den Stängeln sind. Und um an diese Fasern heranzukommen, muss man mehrere Sachen machen: Vor allem musste man die Stängel durchknacken, damit die harte Rinde weggeht. Dann mussten die Stängel wieder und wieder und wieder durch große, eiserne Kämme gezogen werden. Und je öfter man den Flachs oder das Leinen durch diese Kämme zog, desto weicher wurde es. So wie wenn man sich morgens die Haare kämmt.
Und wenn man dann irgendwann ganz weiches und fluffiges Flachs oder Leinen hatte, dann wurde es zu ganz langen Fäden gesponnen. Also, es wurde daraus Garn gemacht. Davon brauchte man wahnsinnig viel und die Menschen haben fast den ganzen Winter damit verbracht, dieses Garn zu spinnen und auf große Spulen aufzuwickeln. Und wenn das dann fertig war, dann…
Eule: Ich weiß schon. Dann war Frühling.
F: … das auch. Aber ich wollte sagen: Dann konnte man diese Fäden, dieses Garn auf dem Webstuhl zu richtigen Stoffen verweben, aus denen dann Kleidung hergestellt werden konnte.
Eule: Oh je! So viel Arbeit für ein paar Klamotten. Und das alles nur, weil sie keine Federn und kein Fell haben. Bedauernswerte Geschöpfe, diese Menschen!
F: Was sagst du, Eule?
Eule: Och, nichts!
Fotos: © Tanja Heinemann