Station: [812] Spinnen


F: Vom ersten Samenkorn bis zum fertigen Leintuch – die Ammerländer Bauern waren Selbstversorger. Und das gilt auch für ihre Kleidung.

M: Sie bauten den Flachs selbst an, ernteten, trockneten und verarbeiteten ihn, trennten die harte Rinde von den weichen Fasern und spannen diese zu Leinengarn. In jeder Bauernstube standen ein oder mehrere Spinnräder, die den Winter hindurch ratterten und quietschten. Das Spinnen war eine der wichtigsten Beschäftigungen an den langen Winterabenden. Und selbstverständlich wurde dabei gescherzt, gesungen und gelacht… und auch der eine oder andere Unsinn „ersponnen“.

F: Und wenn es dann hieß: „Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen“, dann waren damit nicht die achtbeinigen Hausgenossen in ihren Netzen gemeint, sondern ebenfalls das Verspinnen der Flachsfasern: Wer arm war und vor lauter Arbeit nicht ein- noch auswusste, der musste auch in den frühen Morgenstunden am Spinnrad sitzen, um über die Runden zu kommen.

M: Heute ist das Spinnen von Hand eine nahezu untergegangene Fertigkeit, die hier im Heimatmuseum am Leben gehalten wird.

Fotos: © Tanja Heinemann