Station: [811] Gemälde von Bernhard Winter


M: „Der Holzschuhmacher“, „Flachsverarbeitung“, „Bi’t Für“, „Die Webstube“ – bereits die Titel seiner Gemälde führen tief in die Lebenswelten der Ammerländischen Bauernfamilien. Bernhard Winter, 1871 geboren, wuchs zwischen Oldenburg und Brake auf, besuchte in Oldenburg die Schule und erreichte schon mit 16 Jahren die Aufnahme an die Dresdner Kunstakademie. Obwohl seine Malerei ihn nach München, Berlin, Düsseldorf und sogar bis Chicago führte, kehrte er als junger Mann nach Oldenburg zurück, wurde vom großherzoglichen Hof gefördert und erhielt mit kaum 30 Jahren bereits den Professorentitel verliehen.

F: Er war somit der jüngste Professor in der Geschichte Oldenburgs. Winters Karriere verlief rasant. Mit 31 Jahren heiratet er eine „gute Partie“, ist Mitbegründer des Oldenburger Künstlerbundes und stellt wenige Jahre später den Heimatverein Ammerländer Bauernhaus auf neue Füße. Aus dem ursprünglichen Verschönerungsverein wird unter ihm, Heinrich Sandstede und Wilhelm Gleimius ein überregional bekannter und geschätzter Verein, der das Freilichtmuseum einrichtet und nach und nach zu einer echten Attraktion ausbaut.

M: Bernhard Winter erforscht malend und schreibend die Ammerländer Sitten und Bräuche. Er erhält zahlreiche Orden und Ehrungen. So viel Lokalpatriotismus gefällt auch den nationalsozialistischen Machthabern. Am Ende des Zweiten Weltkriegs setzt das Propagandaministerium ihn auf die sogenannte „Gottbegnadetenliste“, was bedeutet, dass er nicht zum Volkssturm eingezogen werden wird. Aufgrund seiner mittlerweile über 70 Jahre wäre das jedoch ohnehin unwahrscheinlich gewesen.

F: Bernhard Winter kommt weitgehend unbeschadet durch den Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Entnazifizierung. Er stirbt 1964, im hohen Alter von 93 Jahren, in Oldenburg.

Fotos: © Tanja Heinemann