Station: [712] Der Schafkoven


F: Für eine Schafherde war ein solcher Koven sicherlich eine schöne Sache: Das bis fast auf den Boden gezogene Reitdach hält Regen und Kälte ab. Im Sockelbereich ist das darunterliegende Holzgerüst mit Torfsoden verkleidet, der den durchziehenden Wind bremst. Alles in allem ein ziemlich komfortabler Schafstall!

M: In ähnlich beschaffenen Behausungen lebten allerdings auch die Kolonisten, die im Schweiße ihres Angesichts die weiten Moorflächen des Ammerlandes bewirtschafteten. Die Erbregelung sah vor, dass die jüngeren Geschwister bei der Übergabe eines Hofes leer ausgingen. Viele verdingten sich daher als Moorarbeiter. Sie bekamen ein Kolonat zugewiesen und begannen mit der Entwässerung des Moores.

F: Malaria und andere Krankheiten, die harte Arbeit und die schwierigen hygienischen Bedingungen in den primitiven Hütten ließen die ersten Kolonisten nicht alt werden. Der Reichtum, den der Moorabbau versprach, blieb den folgenden Generationen vorbehalten. Das entbehrungsreiche Leben einer Kolonistenfamilie fasst der plattdeutsche Sinnspruch treffend zusammen:

F:

Den Ersten sien Doad

Den Tweten sien Not

Den Dridden sien Broad

Dem ersten sein Tod

Dem zweiten seine Not

Dem dritten sein Brot

 

Fotos: © Tanja Heinemann