Station: [710] Die Dorfschmiede
F: So mag es früher auf jedem größeren Gutshof geklungen haben. Eine Schmiede war für viele alltägliche Arbeiten unabdingbar: nicht nur für das Schmieden von Hufeisen und das Beschlagen der Pferde. In den Gutsschmieden wurden auch Brenneisen hergestellt, Sensen geschmiedet, Gerätschaften repariert.
In dem Schelf hinter dem Haus konnte die Torfkohle gelagert werden, die man hier in großen Mengen brauchte. Und an dem Balken vor dem Haus wurde das Vieh angebunden. Hier bekamen die Pferde ihre Hufeisen angepasst, die Kühe versah man mit den Brandzeichen ihrer Besitzer.
M: Schauen Sie gerne in den Innenraum der Schmiede. Die Brenneisen hängen gleich links über der Tür: Es sind geschmiedete Stäbe, an deren Ende das Zeichen des jeweiligen Besitzers zu sehen ist. Im Schmiedefeuer heißgemacht, hinterließen sie Brandzeichen in den unempfindlichen Hufen oder Hörnern der Tiere. So konnte jeder Bauer sein Vieh auf der Gemeindewiese wiedererkennen.
F: Die ältesten Teile der gemauerten Esse sollen auf das 15. Jahrhundert zurückgehen. Seit 2004 steht die Schmiede nun hier auf dem Gelände des Freilichtmuseums und kündet von dem alten, wichtigen Handwerk. Zwar läuft der Blasebalg mittlerweile elektrisch, die zahlreichen Zangen, Hämmer, Achsen, Trensen oder Joche stammen aber alle noch aus längst vergangenen Zeiten.
M: Jedes Jahr zur Bad Zwischenahner Woche wird das Schmiedefeuer angefacht und die Schmiede erwacht zu neuem Leben. Und wenn sich ein Hochzeitspaar im Ammerländer Bauernhaus das Jawort gegeben hat, kommt es gerne hinüber in die Schmiede, wo der Bräutigam unter dem Applaus der Hochzeitsgesellschaft sein erstes eigenes Hufeisen hämmert.
F: Denn schließlich ist ja jeder seines Glückes Schmied.
Fotos: © Tanja Heinemann