Station: [703] Der Bargfred
M: Im Ammerland ist ein „Bargfred“ – ein Bergfried – nicht der Wehrturm einer mittelalterlichen Burg, sondern ein kleiner, unbewohnter Speicher auf einer künstlich angelegten Insel. Doch auch hier geht es (wie auf den Burgen) ums „Bergen“ und „Einfrieden“.
F: Und auch der schützende Wassergraben rund um den Bargfred könnte von den mittelalterlichen Burgen übernommen worden sein. Wilhelm Gleimius, einer der Gründerväter des Heimatvereins, beschreibt Aussehen und Funktion des Bargfreds so:
M: „Früher in der Zeit, wo noch nicht das Pulver erfunden, hatte jedes Bauerngehöft einen Bargfred. Dieser war von einem tiefen Graben umgeben. Die Brücke, die […] hinüber zum Bargfred führte, war zum Abnehmen. Die Tür […] hatte nur oben einen kleinen Schieber, und Fenster waren überhaupt nicht vorhanden. […] Früher lagen die Bauerngehöfte meistens sehr vereinzelt und wenn solches von herumziehenden Banden überfallen, sollte der Bargfred dazu dienen, dass Frau und Kinder mit den Hauptwertgegenständen rasch in den Bargfred flüchten konnten. Sie zogen die Brücke hinter sich ab, suchten dann Schutz […] und verrammelten die feste Tür, worin nur oben ein kleiner Schieber angebracht war, wodurch man die Angreifer beobachten konnte. Sollten die Angreifer über den Graben kommen und die Tür zersprengen, dann blieb noch als letzte Zuflucht der stark gesicherte Boden und [dort] konnte man […] die Leiter hochziehen und die Luke verrammeln. Inzwischen hoffte dann der Bauer mit seinen Knechten Hülfe von den meist entfernten Nachbarn herangeholt zu haben, um die Familie im Bargfred zu retten.“
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Gleimius, Aus der Geschichte…, S. 15
Fotos: © Tanja Heinemann