Station: [701] Der Immenschelf
M: „De lütje Immenhoff“, „der kleine Bienengarten“ steht auf dem flachen Unterstand mit seinem schräg abfallenden Dach. Seitlich und in Bodennähe ist die einfache Konstruktion mit Torfsoden ausgekleidet, ein Paradies für Insekten im Allgemeinen und Bienen im Besonderen. Denn unter solchen grob gezimmerten Schrägdächern standen einst die Bienenkörbe der Ammerländer Bauern, vor Wind und Wetter geschützt.
F: Bienen leben seit 40 bis 50 Millionen Jahren auf der Erde – also zwanzig Mal länger als der Mensch! Ihre hohe Organisation und ihr Fleiß nötigen uns bis heute Respekt ab. Schon mit der Sesshaftwerdung der Menschen begann die planmäßige Honigbienenhaltung. Und auch auf den Ammerländer Bauernhöfen gehörte die Bienenzucht wie selbstverständlich dazu. Man betrieb sie nebenbei, neben Landwirtschaft, Viehhaltung und handwerklichen Tätigkeiten. Und sie war doppelt praktisch, denn die Bienen übernahmen nicht nur die Bestäubung der Nutzpflanzen, sie lieferten auch viele wichtige Zutaten des Alltags:
M: Der schmackhafte und gesunde Honig war jahrhundertelang das einzige verfügbare Süßungsmittel. Erst Rohrzucker und schließlich die aus Rüben gewonnene Süße machten Zucker zu einem Massenprodukt.
F: Aus dem Wachs wurden Kerzen hergestellt: in den Zeiten vor der Elektrifizierung ein wichtiger Alltagsbegleiter!
M: Und Propolis – das Kittharz der Bienen – wurde damals und wird bis heute zur Wundpflege oder bei Entzündungen und Verletzungen angewendet.
F: Traditionell wurden die Bienenvölker in selbstgeflochtenen Körben gehalten. Diese waren leicht zu transportieren und konnten in die Nähe der jeweils blühenden Pflanzen versetzt werden. Zum Honigernten drehte man die Körbe auf den Kopf – und nannte sie daher „Stülper“.
M: Erst im 19. Jahrhundert entstanden die heute üblichen Beuten im Mobilbau – die hölzernen Bienenstöcke mit den herausnehmbaren Rähmchen. Die geflochtenen Bienenkörbe sind fast gänzlich aus der Imkerei verschwunden.
Fotos: © Tanja Heinemann