Station: [403] Torfgewinnung
M: Spaten unterschiedlichster Größen, klobige Torfforken und schwere, wasserdichte Stiefel. Das alles brauchte man, um rund um Bad Zwischenahn Torf zu stechen.
F: Torf besteht aus abgestorbenen und zersetzten Pflanzenpartikeln, ist ein hervorragender Dünger und diente – grob gemahlen – auch als gut saugende Einstreu für das Vieh. Im Ammerland nutzte man ihn jedoch vor allem als Brennmaterial. Denn er war überreich vorhanden.
M: Viele Dörfer rund um Bad Zwischenahn sind durch den Moorabbau entstanden. Kolonisten zogen ins unwirtliche Moor und begannen mit der Entwässerung. Sie legten verzweigte Grabensysteme an, die das im Boden vorhandene Wasser ausleiten und die Bodenschichten nach und nach austrocknen sollten. Dennoch war das Torfstechen eine matschige und anstrengende Arbeit.
F: Der klobige Holzschuh, den Sie an der Wand sehen, war ein Teil der Arbeitskleidung der Torfstecher: In den Holzschuh kam unten Stroh hinein, damit die Füße weniger auskühlten. Der hohe Schaft aus festem Leder musste regelmäßig eingefettet werden, damit das Leder auch schön wasserdicht blieb.
M: So ausgestattet, zog man ins Moor und fing an, den Boden sehr sorgfältig Schicht für Schicht abzutragen. Dabei galt die Regel: Je tiefer man kam, desto schwieriger war die Arbeit, doch desto besser die Torfqualität: Die oberste Schicht bestand aus dem relativ jungen Weißtorf. Ihn nutzte man, um die Innenränder der Brunnen zu befestigen, sowie als Einstreu für die Viehställe. Erst der daruntergelegene Schwarztorf kam als Brennmaterial in Frage.
F: Man stach ihn in großen Quadern, schichtete diese zu einem großen Ring auf, wendete sie immer wieder und ließ sie den Sommer über trocknen. Im Herbst holte man die trockenen und deutlich leichteren Torfsoden dann ins Haus, stapelte sie auf dem Boden über der Diele und hatte den Winter über genug zu heizen.
Fotos: © Tanja Heinemann