Station: [207] Windrose und Mühlenflügel


F: Knapp zwölf Meter lang und gut zwei Meter breit ist jeder der vier Mühlenflügel. Sie sind aus Nadelhölzern gefertigt, die in gebirgigem Gelände am Hang wuchsen und schon immer dem Wind ausgesetzt waren. Das Holz ist dadurch besonders elastisch und belastbar, denn so ein Mühlenflügel muss richtig etwas aushalten!

M: Idealerweise weht der Wind direkt von vorne auf die Flügel. Doch sobald er sich dreht, muss die Kappe (und damit die Flügel) neu ausgerichtet werden. Dafür ragte früher ein langer Balken – der Steert – von der Kappe bis hinunter auf den Boden. Der Müller musste seine Arbeit unterbrechen, die Mühle verlassen und mit Bärenkräften den Steert verschieben und die Kappe neu justieren… bis der Wind sich wieder drehte.

F: Zum Glück verfügen die meisten Mühlen mittlerweile über eine Windrose, also ein Windrad, das diese Arbeit übernimmt. Die Windrose sitzt ganz oben, dem Flügelkreuz gegenüber. Sie ist mit einem Schneckengetriebe verbunden, das die Kappe zentimetergenau ausrichtet, wenn der Wind die Richtung ändert. So eine Windrose sieht also nicht nur schön aus, sie nimmt dem Müller auch viel Arbeit ab!

M: Das Bespannen der Flügel hingegen ist noch immer reine Handarbeit. Dafür stellt der Müller jeden einzelnen Flügel senkrecht und klettert wie in einer Takelage das Achterheck hoch. Im Gepäck: eine zwei Meter breite Stoffbahn, die ausgerollt und mit Seilen und Ösen an den Latten der Flügel festgemacht wird – eine wirklich halsbrecherische Angelegenheit!

F: Ein echter Müller musste also viele Talente haben: Er muss technisch bewandert sein, um die komplizierte Mechanik der Mühle zu verstehen. Er muss kräftig sein, um den Steert, den Mühlstein oder andere Bauteile mit reiner Muskelkraft zu bewegen. Er muss geschickt sein und seinen Mahlstein mit Fingerspitzengefühl schärfen. Und er muss schwindelfrei sein, um die Flügel seiner Mühle auf- oder abzuziehen – zu „seilen“.

M: Wenn Sie sehen wollen, wie „unser“ Müller Herbert Lücking die Flügel bespannt, bleiben Sie dran und schauen Sie jetzt auf Ihren Bildschirm.

Fotos: © Tanja Heinemann