Station: [117] Herstellung von Sisaltauen


F: Eine Reeperbahn gibt es nicht nur in Hamburg, sondern auch in den meisten Ammerländer Bauerndörfern.

M: Aber nicht, was Sie jetzt denken! Eine Reeperbahn ist nicht nur die berühmt-berüchtigte Amüsiermeile, sondern auch der Arbeitsplatz des Seilers. Mit anderen Worten: die lange, gerade Strecke, auf der einzelne Reepe – also dünne Seile – zu einem Tau verdrillt werden.

F: Dazu brauchte man eine relativ einfache Apparatur: eine Seilschlagmaschine. Sie besteht aus einem Kammgeschirr mit Kurbel und einem Schlitten. Da beide Geräte gleich eine Menge Zug aushalten müssen, werden sie beschwert: Der Schlitten bekommt eine massive Steinkugel auf seine Grundplatte. Das Kammgeschirr steht auf einem Kasten, auf das sich der Gehilfe des Seilers setzen kann.

M: In die Haken des Kammgeschirrs werden nun vier Garne doppelt eingespannt und bis zum weit entfernten Schlitten geführt. Je länger das spätere Seil werden soll, desto weiter müssen Schlitten und Kammgeschirr voneinander entfernt sein. Dann wird gekurbelt. Zuerst verdrillen sich die doppelt gespannten Garne und schließlich drehen sich die vier Seile zu einem dicken Tau auf. Damit alles schön einheitlich wird, setzt der Seiler ein kegelförmiges Leitholz zwischen die einzelnen Seile und bewegt dieses nach und nach auf das Kammgeschirr zu. Wenn alles gutgegangen ist, ist im Handumdrehen ein schönes, festes Tau entstanden. Das muss noch etwas geschmirgelt werden, um die abstehenden Fasern zu glätten. Dann wird es (wie beim Tauziehen) kräftig in die Länge gezogen – gereckt – und schließlich ausgespannt.

F: Ein echtes Traditionshandwerk, das hier im Ammerländer Bauernhaus, auch noch gepflegt wird. Selbstgedrehte Sisaltaue können an der Kasse erworben werden.