Station: [111] Truhen und Schränke
M: Stollentruhe, Koffertruhe, Kastentruhe – bis ins 19. Jahrhundert hinein waren Truhen das wichtigste Aufbewahrungsmöbel im Haus, denn sie waren beweglich. Im Falle eines Brandes konnten sie gegriffen und das Hab und Gut so schnell wie möglich aus dem Haus geschafft werden.
F: Außerdem waren sie echte Statussymbole. Je nach Zeitgeschmack und Reichtum des Hauses variierten ihre Formen, Deckel, Metallbeschläge und Schnitzereien. Die Truhen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Und oft findet sich auf den Ammerländer Truhen der Name ihrer Besitzerin eingeschnitzt.
M: Klassischerweise bewahrten Truhen die Aussteuer für die Bauerntöchter. Sie beinhalteten Wäsche, Tischtücher, oder gesponnenes Leinengarn, aus dem später Tuch gewebt werden konnte. Heiratete das Mädchen, zog manchmal die ganze Truhe mit ihr mit. Manchmal nur deren Inhalt.
F: Während die Aussteuer der Mädchen hauptsächlich aus Wäsche und Textilien bestand, bekamen die Jungen, wenn sie die Familie verließen, mitunter etwas Vieh oder eine Geldsumme, jedoch kein Ackerland.
M: In der Regel übernahm der erstgeborene Sohn den Hof, alle nachgeborenen Geschwister mussten eine andere Lösung finden. Manche jüngeren Geschwister blieben als Großknechte oder Heuerleute auf der heimatlichen Hofstelle. Sie wurden Bedienstete ihrer älteren Geschwister.
F: Wenn Sie sich für die Machart und Schnitzereien der Truhen interessieren: Das Museum in Specken, nur wenige Autominuten von hier, verfügt über eine große Truhensammlung aus den verschiedenen Jahrhunderten.
Fotos: © Tanja Heinemann