Station: [110] Die Gute Stube


F: Die Gute Stube oder „Midkamer“ war der schönste Raum des Hauses… und gleichzeitig der dunkelste.

M: Die „Midkamer“ lag in der Mitte zwischen Altenteilerkammer und Upkamer – genau gegenüber von der Grootdör am anderen Ende des Hauses. Da die Grootdör den ganzen Sommer über offenstehen und Licht hereinlassen sollte, zeigte sie nach Süden. Die Midkamer und ihre Nachbarinnen zeigten folglich nach Norden. So fiel nie ein Sonnenstrahl in diesen Raum.

F: Das war aber auch nicht schlimm, denn die Gute Stube wurde selten benutzt. Hier hatte die Familie ihre schönsten Möbel mit edler Leinenwäsche gefüllt, das gute Geschirr in die Vitrinen gestellt und – wie in unserem Fall – sogar den Boden mit Dielen ausgelegt. Ein echter Luxus!

M: All die Pracht konnte aber nur an hohen Feiertagen bewundert werden, an Weihnachten, Ostern, Geburtstagen oder Jubiläen. Ansonsten herrschte Ruhe, die ungebetene Mitbewohner mitunter auf dumme Gedanken kommen ließ. Damit sich kleine Nager beispielsweise nicht allzu wohl fühlten, versah man die Schränke mit dicken, runden Füßen. Die sahen nicht nur schön aus, sie waren für die Mäuse auch schwerer zu erklimmen. Denn einen nagenden Mitbewohner im Wäscheschrank, darauf konnte jeder gut verzichten!

Fotos: © Tanja Heinemann