Station: [105] Der Herdschlitten


M: Er war Jahrhunderte in Gebrauch und ist ganz schwarz von Ruß: der imposante Rahmen aus massivem Eichenholz, der direkt über dem Herdfeuer hängt. Seine steil nach oben weisenden Enden laufen in zwei stilisierte Pferdeköpfe aus. Man sagt, sie stellten die Pferde des nordischen Kriegsgottes Wodan bzw. Odin dar.

F: Gut möglich, dass die sogenannten Herdschlitten schon vor der Christianisierung in den Ammerländischen Bauernstuben hingen. Dieser hier ist zwar alt, aber nicht so alt: Auf dem rechten Pferdhals ist die Jahreszahl 1655 eingeschnitzt – er hat also knapp 400 Jahre auf dem Buckel!

M: Der Herdschlitten war ein Feuerschutz. Loderten die Flammen des offenen Feuers allzu hoch, brachen sie sich in der Füllung zwischen den beiden Holmen. Die war mit Schweineborsten und Lehm verkleistert und schwer entzündlich. Außerdem leitete er den Rauch von der Feuerstelle weg und sorgte dafür, dass der sich gleichmäßig unter der Decke verteilte. Denn hier hingen – und hängen! – die berühmten Ammerländer Schinken und Würste und Speck im Rauch und nahmen langsam den für sie typischen Räuchergeschmack an.

F: Wenn das Flett voller fetter Schinken hing, tropfte es auch schonmal auf den Boden. Also stellte man kleine Schälchen auf. Sie fingen das kostbare Fett auf und verhinderten, dass der Boden das Bauernhauses fleckig und speckig wurde. Doch wer so ungeschickt war, dass er über die Schälchen stolperte – der war ins Fettnäpfchen getreten.

Fotos: © Tanja Heinemann