Station: [103] Feldsteinfundamente und Reitdach
M: Auf sage und schreibe 124 mächtigen Findlingssteinen ruht das Ammerländer Bauernhaus!
F: Die letzte Eiszeit hatte so viele dieser riesigen Granitbrocken auf Feldern und Wiesen zurückgelassen, dass manche Ammerländer Bauern im Scherz behaupteten, die Findlinge hätten die rätselhafte Fähigkeit, immer wieder nachzuwachsen. Kaum hatte man einen Stein vom Feld entfernt, fand man noch welche und noch welche.
M: Auf den Feldern waren sie lästig, aber als Fundamente für die Bauernhäuser taten sie gute Dienste. Sie hielten die Eichenbohlen auf Abstand zum feuchten Boden und sorgten so für eine längere Lebensdauer der Holzkonstruktion. Damit das Erdreich schön trocken blieb, pflanzten die Bauern außerdem Lindenbäume in der Nähe ihrer Häuser, denn die ständig durstigen Linden duften nicht nur herrlich im Frühling, sie entziehen dem Boden auch viel Feuchtigkeit.
Auf dem Bildschirm: 103_1 Reitdach
F: Regelrechte Sumpfpflanzen hingegen nutzte man fürs Decken der Häuser: Der Reet oder Reit, der dem traditionellen Bauernhaus sein charakteristisches Dach verleiht, wuchs früher nur wenige Schritte von hier, an den Ufern des Zwischenahner Meeres. Im Herbst wurden die Halme gemäht und über den Winter getrocknet. So konnten in jedem Sommer die schadhaften Stellen ausgebessert und das Dach immer in bestem Zustand gehalten werden. Das war wichtig, denn solch eine Reitdeckung isoliert nicht nur gut vor Hitze und Kälte...
M: … sie ist leider auch anfällig für Brände. Und so manches Haus ist lichterloh abgebrannt, wenn erst einmal das Reitdach Feuer gefangen hatte.
Fotos: © Tanja Heinemann