Station: [9] Ludwig XIV. und das Edikt von Fontainebleau
Ein historisches Porträt von Ludwig XIV., so wie er sich am liebsten sah: mit schwarzen wallenden Locken - dank einer Perücke. Der König galt als eitel, ruhmsüchtig, verschwenderisch und ging als Kriegstreiber in die Geschichte ein.
Mit seinem Ausspruch „L'État, c'est moi“ - „Der Staat bin ich“ untermauerte er sein Ziel der uneingeschränkten Macht, dem Absolutismus. Nur er sollte über Staat und Kirche herrschen. Der Katholizismus sollte die einzig gültige Staatsreligion sein und der Protestantismus ausgelöscht werden.
Bereits unter seinem Vater Ludwig XIII. erfolgte eine zunehmende Entrechtung der Hugenotten. Damals gelangen dem König und seinem Premier Kardinal Richelieu ein entscheidender Schlag gegen die Protestanten: Die Einnahme der Hugenottenstadt La Rochelle im Jahr 1628. Die Stadt war ein Machtzentrum der Protestanten und galt als uneinnehmbar. 28.000 Hugenotten lebten hier. Schließlich gelang es Richelieu die Stadt von allen Versorgungswegen abzuschneiden. Die meisten Menschen verhungerten. Als La Rochelle kapitulierte, lebten von 28.000 Einwohnern gerade noch 5.000.
König Ludwig XIV. sah in den Hugenotten eine Bedrohung seiner absoluten Macht. Er wollte den Protestantismus in Frankreich vernichten. Im Jahr 1685 widerrief er das Edikt von Nantes, dass den Hugenotten eingeschränkte Rechte einräumte und erklärte mit dem Edikt von Fontainebleau eine neue Rechtsprechung:
Ab sofort waren protestantische Gottesdienste verboten, reformierte Kirchen mussten abgerissen werden, alle Hugenotten sollten sich zum Katholizismus bekehren und ihre Kinder katholisch erziehen. Den Hugenotten war das Auswandern aus Frankreich verboten, nur ihre Pfarrer mussten innerhalb von 14 Tagen das Land verlassen. Wer sich widersetzte, dem drohten harte Strafen, Gefängnis oder der Märtyrer Tod.
Eine Welle der Zwangskonvertierung erfasste ganz Frankreich. Dafür sorgten auch die Dragoner, die Soldaten des Königs mit äußerster Brutalität. Die Dragoner quartierten sich bei Hugenottenfamilien ein, und wüteten dort auf grausamste Art und Weise. Niemand war vor ihnen sicher. Sie nahmen sich die Besitztümer der Familien und misshandelten Alt und Jung, Mann und Frau. Nur wenn der Familienvater abschwor, zogen sie weiter. Diese Brutalität löschte den reformierten Glauben in weiten Teilen Frankreichs fast vollständig aus. Heute bilden die französischen Protestanten eine Minderheit von gerade mal 3 Prozent der Bevölkerung.
Foto: © Martina Bosse