Station: [8] Bernard Palissy und seine Schule


Diese französischen Keramiken stammen aus dem Atelier von Bernard Palissy und seiner Schule, und sind teilweise fast 500 Jahre alt. Auffällig sind vor allem die stark reliefartigen Verzierungen und die einheitliche Farbskala mit den vorherrschenden Tönen Blau, Grün, Gelb, Braun und Violett. Bernard Palissy galt zu Lebzeiten als großer Künstler. Zu seinen Auftraggebern gehörte auch das französische Königshaus. Mit seiner opulenten Keramik gestaltete er im 16. Jahrhundert in den königlichen Gärten ganze Grotten aus. Das ist bemerkenswert, denn - Bernard Palissy war Hugenotte!
Als erfolgreicher Keramiker ließ sich Palissy um 1540 mit seinem Atelier im Westen Frankreichs in der Stadt Saintes nieder. Dort erlebt er, wie protestantische Christen gegen die katholische Kirche predigten. Mitte des 16. Jahrhunderts, mit etwa 40 Jahren, tritt Bernard Palissy selbst zum protestantischen Glauben über und gründet eine Hugenottengemeinde in Saintes. Als reformierter Christ wird er Zeuge, wie seine Glaubensbrüder verfolgt und verhaftet werden, und als Märtyrer sterben. Palissy selbst steht lange Zeit unter dem Schutz seiner einflussreichen Auftraggeber und des Königshauses. Trotz Verhaftung entgeht er schweren Strafen. 
Von Saintes geht Bernard Palissy schließlich nach Paris. Er ist ein vielseitig begabter Mann, und wacher Geist und unterrichtet in Paris als Professor zu naturwissenschaftlichen Themen. Während der Bartholomäusnacht im Jahr 1572 ist Palissy ebenfalls in der Stadt. Doch es gelingt ihm und seiner Familie dem Massaker auf unbekannte Weise zu entgehen. 
Zum Ende des 16. Jahrhunderts wird die Lage für die Hugenotten in Frankreich immer schwieriger. Neue Edikte zwingen die Protestanten abzuschwören oder das Land zu verlassen. Den zeitweiligen Schutz der reformierten Christen durch das Edikt von Nantes, erlebt Bernard Palissy nicht mehr. Mit knapp 80 Jahren wird auch er verhaftet und eingesperrt, weil er sich weigerte abzuschwören. Nach 2 Jahren im Gefängnis stirbt er schließlich in der Pariser Bastille. 
Rund 400 Jahre später, im Jahr 1985 machte man in Paris einen erstaunlichen Fund: Beim Bau des neuen Haupteingangs des Louvre, den berühmten Glaspyramiden, kamen etliche Keramikscherben alter Palissy Arbeiten zu Tage. Man hatte bei den Grabungen das ehemalige Atelier des großen Keramikmeisters entdeckt. 

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