Station: [19] Die Hugenottenstadt Bad Karlshafen


Bad Karlshafen, so wie die Stadt nach Originalplänen um 1700 ursprünglich aussehen sollte. Das Hafenbecken liegt zentral in der Mitte, die Häuserzeilen sind in strenger Geometrie drumherum angeordnet. Die auffällige Symmetrie ist typisch für barocke Stadtanlagen und ein Zeichen dafür, dass Bad Karlshafen keine natürlich gewachsene Stadt ist. 
Landgraf Karl von Hessen-Kassel gründete die Ortschaft, die zunächst Sieburg hieß, als Hugenottensiedlung im Jahr 1699. Die ersten Bewohner der Stadt waren 37 Hugenottenfamilien aus Südfrankreich, unter ihnen befanden sich Kaufleute, Manufakturisten, Textilhandwerker und Bauernfamilien. Auf die Glaubensflüchtlinge setzte man große Hoffnung: Durch ihre Arbeitskraft und ihr handwerkliches Geschick sollte Carlshafen zu einer bedeutenden Handelsstadt für die Textilwirtschaft heranwachsen. 
Der Hafen war bei der Stadtplanung von wesentlicher Bedeutung. Von hier aus wollte man einen Kanal direkt nach Kassel bauen, der zwischen den Städten einen zollfreien Warenverkehr ermöglicht. Die ehrgeizigen Pläne wurden allerdings nie realisiert. Die Barockstadt war stark Hochwasser gefährdet und das Kanalprojekt scheiterte. Die beiden Kirchen, die auf dem Modell zu sehen sind, sowie die gebogenen Häuserreihen oberhalb des Hafenbeckens wurden ebenfalls nicht gebaut. Bis in die 1960er Jahre diente die Kapelle im Invalidenhaus als einziger Kirchenraum. Dort trafen sich einst nacheinander drei protestantische Gemeinden zum sonntäglichen Gottesdienst: die französisch-reformierte, die deutsch-reformierte und die lutherische.
Nachdem in Karlshafen der hugenottische Arzt Jacques Galland im Jahr 1730 unter einem Felsen eine Solequelle entdeckte, entwickelte sich die Stadt zu einem Kurort und erhielt später ihren heutigen Namen Bad Karlshafen. Heute ist die Wesertherme mit ihren Innen- und Außenpools ein wichtiges Markenzeichen der Stadt. Genauso wie der Hugenottenturm. Von diesem Aussichtturm auf den Hessischen Klippen haben sie einen fantastischen Blick auf die Stadt und die Weser. Durch das Fernrohr rechts am Fenster können sie den Turm von hieraus sehen. 

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