Station: [7] Gemischtwaren Besenfelder
Gustav Gockel: Ich bin ja sowas von neugierig. Ich würde hier am liebsten alle Schubladen aufmachen und hineinspicken. Was sich da wohl alles drin versteckt. Ach, ich spicke einfach mal rein. Was ist hier drin? Ah … Schrauben. Und hier? Nägel. Und hier? Kabel. Und was mag wohl hier drin sein?
Hilde Holzwurm: Ey! Wer stört mich denn hier beim Mittagsschlaf?
Gustav Gockel: Oh, ups … Entschuldigung, keine Ansicht, sorrry. Ich bin`s nur Gustav Gockel. Und wer bist du, wenn ich fragen darf? Und was machst du überhaupt in der Schublade?
Hilde Holzwurm: Ich bin Hilde Holzwurm und wenn es dir nichts ausmacht: Ich wohne hier.
Gustav Gockel: Das ist aber eine komische Wohnung.
Hilde Holzwurm: Ich find´s gemütlich.
Gustav Gockel: Wie lange wohnst du hier denn schon?
Hilde Holzwurm: Also hier in der Schublade wohne ich schon ziemlich lange. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie lange genau. Aber ich habe hier schon gewohnt, da stand die Schublade samt Regal noch bei Herrn Besenfelder im Laden.
Gustav Gockel: Bei wem stand das im Laden?
Hilde Holzwurm: Was bist du denn für ein ahnungsloser Gockel? Na, gut ich will mal nicht so sein. Es gab hier früher im Ort ein Gemischtwarengeschäft. Da gab es alles! Lebensmittel, Schrauben, Farben, Waschmittel, Kabel, Glühbirnen, Mausefallen, Vasen, Kinderspielzeug und was halt sonst man noch so brauchte. Das Geschäft wurde von Alois Besenfelder gegründet. Das dürfte so Pi mal Holzwurm, mindestens etwa rund sagen wir mal also grob fast 100 Jahre sein. Schau mal, hier oben, an der Wand, hängt sogar ein Foto von der Familie Besenfelder. Vater, Mutter und Tochter Liselotte. Leute, die schon ein klitzekleines bisschen älter sind, also alt, die ernnern sich noch an das Geschäft.
Gustav Gockel: Und wo soll dieses Geschäft gewesen sein?
Hilde Holzwurm: In der Bahnhofstraße, gegenüber vom Pädagogium. Dieses große Haus ist dir bestimmt schon einmal aufgefallen.
Gustav Gockel: Stimmt, das kenn ich. Das habe ich schon mal gesehen.
Hilde Holzwurm: Das Geschäft selbst gibt es aber schon längst nicht mehr. Irgendwann ist das Regal hier in der Pfarrscheuer gewandert – und ich bin einfach mit umgezogen. So! Und jetzt die Schublade wieder zu. Ein Holzwurm braucht seinen Mittagsschlaf.
Fotos: © Jürgen Bahnmayer