Station: [8] Die Miederindustrie


M:  Dürfen wir´s wagen? Und Sie fragen, was Sie so tragen … unten drunter? Vielleicht die Marke mit dem Krönchen, sprich Triumph? Die Miederindustrie spielte für Mögglingen eine wichtige Rolle.

F: 1886 hatten im benachbarten Heubach Gottfried Spiesshofer und Michael Braun eine Korsettmanufaktur gegründet. Sie fingen mit sechs Nähmaschinen und ebenso vielen Angestellten an. Das Geschäft brummte – und nur vier Jahre später arbeiteten bei „Spiesshofer und Braun“ bereits 150 Leute.

M:  1902 ließen die beiden Herren die Marke Triumph registrieren. Kurze Zeit später kam der Zusatz „International“ hinzu. Auch in Mögglingen wurde ein kleiner Näh-Saal eingerichtet, zunächst noch im Pädagogium an der Bahnhofstraße. 1910 zog man dann in ein eigens errichtetes Fabrikgebäude an der Lauterstraße um.

F: Nähen und bügeln – das war Frauenarbeit. Aber in diesem Fall Frauenarbeit im besten Sinne. Denn „Spiesshofer und Braun“ ermöglichte es vielen Frauen, einem Beruf nachzugehen und Geld zu verdienen – und das abseits der Landwirtschaft. Zeitweise waren in Mögglingen bis zu 370 Frauen beschäftigt. Sie kamen hier aus dem Dorf – und der näheren Umgebung.

M:  Anfangs produzierte das Unternehmen noch klassische Korsetts, in den 1920er-Jahren begann man mit der Produktion von Büstenhaltern, in den 1950er Jahren eroberten neue Materialien wie Nylon und Perlon den Markt. Ende der 1960er Jahre lag der Anteil von Triumph International am gesamten Markt für Miederwaren in Deutschland bei rund 50 Prozent. Dann verlor der Produktionsstandort Deutschland jedoch zunehmend an Bedeutung. 1975 war dann hier Schluss, die Fabrik in Mögglingen wurde geschlossen.

F: „Spiesshofer und Braun“ waren aber nicht die einzigen, die in Mögglingen Miederwaren produzierten. 1896 gründeten Jakob Allgöwer und Jakob Erbe ebenfalls ein Unternehmen. Ende der 1920er Jahre geriet die Firma jedoch in finanzielle Schieflage. Der Stuttgarter Fabrikant Gottlieb Scheuing sprang ein und übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte Scheuing allein in Mögglingen rund 200 Mitarbeiter, vor allem Frauen. Das Fabrikgebäude stand an der heutigen Bahnhofstraße, gegenüber der Kreissparkasse.  

Fotos: © Jürgen Bahnmayer