Station: [6] Schuhmacher, Schmied und Sattler


F: Im Laufe der Zeit gingen hier im Dorf sage und schreibe acht Schuhmacher ihrem Handwerk nach. Um Schuhe herzustellen, brauchte es eine beträchtliche Anzahl an Werkzeug: Hämmer, Loch- und Nietzangen. Kantenzieher, Schnitteisen, Nähmaschinen – und natürlich die berühmten Leisten! Links über der Ausputzmaschine, sehen Sie eine ganze Reihe davon.

M:  Ein Teil der hier gezeigten Werkzeuge stammt vom Schuhmachermeister Kuhn. Dessen Frau Mathilde war das, was man ein echtes Original nennt. Seelenruhig kehrte sie Tag für Tag den Bürgersteig vor ihrem Haus. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, hätte dieser nicht direkt an die Bundesstraße 29 gegrenzt, die damals noch mitten durch den Ort führte.

F: Und während Mathilde Kuhn kehrte und fegte, rauschten nur wenige Zentimeter von ihr entfernt unzählige Autos und LKWs vorbei. Was bei Beobachtern zu diversen Schreckmomenten führte. Die Gemeinde verlieh ihr einmal die „Goldene Kutterschaufel“. Sie nahm´s mit Humor … und fegte weiter. Was auch sonst.

M:  Werfen wir nun einen Blick rechts ums Eck. Dort gibt es Lufthämmer zu sehen. Schlichthämmer. Ballhämmer, Kehlhämmer. Vorschlaghämmer ....

F: Sie ahnen es schon: Wir stehen vor einer Schmiedewerkstatt. Aber nicht vor irgendeiner. Das Werkzeug gehörte früher Josef Maier.

M:  Unter diesem Namen kannten ihn aber wohl nur die wenigsten. Josef Maier, das war gemeinhin nur der Schmieds-Seff. Für manche war er der I-Seff. Und für wieder andere war er der Gelumpe-Seff. Seine kleine Werkstatt in der Linkengasse war das organisierte Chaos.

F: Während des Zweiten Weltkriegs hatte Josef Maier als Flugzeugmechaniker gearbeitet und sich dabei wohl allerlei Spezialwissen angeeignet: Es gab nichts, was er nicht reparieren konnte. Kein Werkzeug, das er nicht besaß. Und wenn es ein Werkzeug nicht gab, dann stellte er es einfach selbst her. Ein echtes Käpsele, würden die Schwaben sagen.

M:  Schräg gegenüber wollen wir Ihnen noch das Handwerk des Sattlers vorstellen. Haben Sie eine Idee, was ein Sattler genau macht?

F: Früher stellten die Sattler vor allem Sättel und Zaumzeug her. Dieses konnte aus einer Art Katalog ausgewählt werden. Ein solcher Katalog samt kolorierten Darstellungen liegt hier rechts auf der Bank: Je nach Bedarf konnte man zwischen einem leichten Arbeits-Geschirr, einem Schiffer-Geschirr oder einem Fuhrmannsgeschirr nach altdeutscher Art wählen. Nur um einige Beispiele zu nennen. 

M:  Die Werkstatt gehörte früher zur Sattlerei Lang bzw. später dann Kurz. Rund 150 Jahre hatte dieses Familienunternehmen Bestand. Gegründet wurde es am 1. Februar 1813 von Bernhard Lang. Die Werkstatt lag strategisch günstig, direkt an der Hauptstraße. 

F: Die Firma ging später vom Vater an den Sohn – und der wiederum wollte das Geschäft an seinen Sohn abgeben. Doch die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs hielten für den jungen Mann ein anderes Schicksal bereit. Und so ging die Sattlerei an den Schwiegersohn Johannes Kurz, der als Sattler aber nicht minder erfolgreich war und zahlreiche Auszeichnungen einheimste. Und aus dem Lang wurde ein Kurz. 

Fotos: © Jürgen Bahnmayer