Station: [102] Der Kirchturm
M: Der Kirchturm ist das älteste Gebäude Mögglingens. Er wurde um das Jahr 1140 als Wehrturm erbaut. Aus jener Zeit stammt auch die erste urkundliche Erwähnung des Ortes.
F: Um ganz genau zu sein: Sie stammt aus dem Jahr 1143. In einem Schriftstück der Benediktinerabtei Anhausen ist von einem kleinen Flecken namens Mechelingen zu lesen.
M: Über Jahrhunderte hinweg stellten sich die Besitzverhältnisse in Mögglingen etwa so dar: Ein Teil der Gehöfte gehörte zum Kloster Anhausen. Der andere, größere Teil war im Besitz der Reichsstadt Gmünd. Das sollte vor allem während der Reformation noch wichtig werden. Denn die Gmünder blieben katholisch – und damit auch die Mehrheit des Dorfes.
F: Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Kirchengemeinde kontinuierlich an, bis die Kirche 1841 schließlich aus allen Nähten platze. Ein Neubau musste her. Und über diesen hatte der Pfarrverwalter Wenzelaus Mattes wenig Gutes zu sagen:
M: „Hat man den gänzlichen Abgang aller Architektonik und Schönheit zu beklagen, so kann man sich dagegen damit trösten, dass auch rein technisch solche Fehler gemacht worden sind, dass sich hoffen lässt, dieses einer Kirche weit und breit nicht gleichsehende Haus werde nicht allzu lange existieren.“
F: Es kam wie der Pfarrverwalter gehofft hatte. Am 19. September 1956 wurde die alte Kirche unter Polizeischutz gesprengt. Ein neues, größeres Gotteshaus sollte entstehen, nach den Plänen des Architekten Albert Hänle.
M: Während die alte Kirche noch traditionell von Ost nach West verlief, sollte der Neubau in Nord-Süd-Richtung erbaut werden. Dazu musste jedoch ein benachbarter Bauernhof abgerissen werden. Doch der Landwirt ließ sich mit dem Umzug auf seinen neuen Hof Zeit, die Baustelle geriet ins Stocken. Da kam ein paar findigen jungen Burschen eine Idee: Sie stiegen dem Bauern in der Maiennacht aufs Dach und deckten ihm – still und heimlich – einfach alle Ziegel ab. Eine Räumungsmaßnahme der etwas anderen Art.
F: Der Dorfpfarrer zu jener Zeit hieß Eugen Häfele. Während er sonntags die Predigt hielt, konnten seine Schäflein regelmäßig seine neuesten Blessuren bewundern. Der Pfarrer war nämlich ein begeisterter Radfahrer. Mit wehender Soutane sah man ihn durchs Dorf düsen. Aber eben nur so lange, bis sich die Soutane in den Speichen verfing – mal wieder.
Fotos: © Jürgen Bahnmayer