Station: [19] Stadtkirche Bürgel
F: Kirche, Pfarrhaus, Alte Schule, heute das Museum – der Kirchplatz ist das intellektuelle Zentrum der Stadt Bürgel. Und das Rathaus gleich um die Ecke gehört natürlich auch mit dazu.
M: Die Kirche mit ihrem über 45 Meter hohen Turm überragt sie alle und sticht so aus der engen Bebauung heraus. Das Gotteshaus und seine wohlklingende Orgel zeugen vom Glauben und vom Selbstbewusstsein der Bürgeler Bürger – aber auch von der Unterstützung durch die jeweiligen Landesherren nach den vielen Stadtbränden.
F: Das langgestreckte, einschiffige Gebäude in spätgotischen Formen hat eine bewegte Geschichte hinter sich, über die zwei in die Fassade eingelassene Steintafeln Auskunft geben. Sie finden sie auf der Südseite der Kirche, beidseitig eines aufwändig gestalteten Portals.
M: Nachdem ein Vorgängerbau abgebrannt war, wird Ende des 16. Jahrhunderts das jetzige Kirchenschiff errichtet. Das Richtfest – so bezeugt die linke Tafel – fand am 9. September 1601 statt. Allerdings fehlten da noch die Holzdecke des Chores, die Kanzel und das Kirchendach.
Wirklich vollendet wird die Kirche erst 37 Jahre später, also 1638, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Schon drei Jahre später brennt sie wieder ab. Kirche und Stadt werden wiederaufgebaut … um vierzig Jahre später abermals den Flammen zum Opfer zu fallen …
F: … den Flammen oder „dem römischen Gott Vulcanus“, wie die rechte Tafel etwas beschönigend schreibt.
Mitte des 18. Jahrhunderts wird Justus Ehrenfried Gerhard beauftragt, eine Orgel mit aufwändig gearbeitetem Prospekt einzubauen. Gerhard war Stammvater einer ganzen thüringischen Orgelbauerdynastie. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Orgel mehrfach umgebaut und in den 1990er Jahren umfassend restauriert.
M: Schauen Sie noch einmal auf das Südportal und dessen Figurenschmuck aus farbig gefasstem Stein. Es zeigt in naiver Formensprache ein ganzes Figurenprogramm: Im Giebelfeld hat Christus die Rechte zum Segensgestus erhoben, in der linken Hand hält er die Weltkugel. Um ihn herum tummeln sich Engelsköpfe, und auf der Höhe der beiden Inschriften beschließt ein Kruzifix die Gruppe.
F: Einiges Rätselraten gab jedoch die mittlere Figur auf, die – in ein weiß-rotes Wams gekleidet – das sächsische Wappen in der linken Hand hält. Noch wissen wir nicht genau, wer der Dargestellte ist.