Station: [18] Marktplatz Bürgel
M: Die kleine Handwerker-, Kaufleute- und Ackerbürgerstadt Bürgel war im Mittelalter an der Kreuzung zweier Handelsstraßen entstanden. Doch mehrere Feuersbrünste legten sie immer wieder in Schutt und Asche. Die heute ältesten Häuser stammen aus der Zeit nach 1754, nachdem der letzte Brand die Stadt verwüstet hatte.
F: Das Rathaus am nördlichen Rand des Marktplatzes ist ebenfalls in den Jahren nach 1754 erbaut. Es beherbergte nacheinander den Ratskeller, die Sparkasse, einen Kinosaal und ein großes Kellergewölbe, das im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzkeller diente. Im Obergeschoss, wo heute die Stadtverwaltung ihre Büros hat, befanden sich früher Mietwohnungen.
M: Und wenn Sie sich umblicken, entdecken Sie die typischen Bürgeler Wohnhäuser: Im Erdgeschoss befanden sich oft ein kleiner Laden oder eine Werkstatt, in der oberen Etage die Wohnräume. Der Garten hinter dem Haus diente der Selbstversorgung. Manche Familien hatten zusätzlich noch landwirtschaftliche Flächen, die sie selbst bestellten oder verpachteten.
F: Bäcker, Fleischer, Schneider, Leineweber, Gerber, Böttcher, Tischler, Drechsler, Uhrmacher, Dachdecker, Baugeschäfte mit Steinbrüchen, kleine Geschäfte und Gastwirtschaften prägten das Bild und das Leben der Stadt. Sie versorgte die umliegenden Dörfer mit fast allem, was man so brauchte. Und im späten 19. Jahrhundert hatten sich sogar mehrere Stockfabriken entwickelt. Bürgel bekam zeitweise den Spitznamen „Stock-Bürgel“.
M: Die Zeit zwischen 1871 und 1914 brachte einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung für das verschlafene Städtchen. Und schließlich kam sogar die Dampfeisenbahn angeschnauft: Der so genannte „Bürgeler Esel“ verkehrte zwischen 1905 und 1969 und brachte bescheidenen Wohlstand.
F: Mitten auf dem Marktplatz stand bis in die 1930er Jahre hinein das alte Brauhaus. Neben dem Marktbrunnen gab es einen Löschwasserteich, der mittlerweile in eine unterirdische Zisterne umgewandelt wurde. Der hübsche, achteckige Pavillon mit dem geschwungenen Dach ist ein ehemaliges Trafohäuschen. Es erinnert an die Elektrifizierung der Stadt im 20. Jahrhundert. Seit dem Jahr 1984, in dem das 750-jährige Stadtjubiläum gefeiert wurde, werden die Schaufenstervitrinen als Ausstellungsfläche für Keramik genutzt.
M: Schauen Sie sich um und begeben Sie sich auf Entdeckungstour … durch die wechselvolle Geschichte der Töpferstadt Bürgel.