Station: [16] Töpferei Echt Bürgel
M: Alles ist blau bei Echtbürgel. Während die anderen Werkstätten ihr Repertoire erweitert oder das traditionelle Blau-weiß ganz aufgegeben haben, hat sich Echtbürgel voll und ganz auf das charakteristische Muster spezialisiert.
F: Die heutige „Töpferei Echtbürgel GmbH“ geht auf Carl Fischer, einen der maßgeblichen Keramiker des 20. Jahrhunderts zurück. Aus dem sächsischen Ostrau stammend, hatte er seine Ausbildung in Bunzlau absolviert und sich nach mehreren Stationen in Bürgel niedergelassen. Schon Fischer konzentrierte sich auf die Farben Blau und Weiß, verband sie allerdings über florale Ornamente, die in Engobetechnik aufgetragen wurden. Im Dritten Reich erhielt der Betrieb Großaufträge für stapelbares Kantinengeschirr, die den Fortbestand der kleinen Manufaktur sicherten.
Zum 1.1.1959 wurde die „Produktionsgenossenschaft des Kunsthandwerks“ (PGH) gegründet, in die sich auch die Werkstatt Fischer eingliedern musste. Dennoch konnte Fischer sich eine gewisse Autonomie bewahren und fortan als eigener Meisterbereich den entwickelten Stil weiterführen und ausbauen.
M: 1963 übernimmt Carl Fischers Tochter Marieluise, der erste weibliche Töpfermeister Bürgels, den Meisterbereich, sechs Jahre vor dem Tod ihres Vaters. In der DDR-Zeit wird fast die gesamte Produktion im Blau-weiß-Dekor in den Westen exportiert.
F: Nach der deutschen Einheit wird die PGH aufgelöst. Die Meisterbereiche Fischer und Friedel vereinigen sich zur „Bürgeler Kunsthandwerk-GmbH“, aus der im Jahr 2000 die heutige „Töpferei Echtbürgel GmbH“ hervorgeht.
Eine riesige Palette an Blau-weiß-Produkten entsteht. Von Tellern, Kannen und Tassen in allen Größen über Kerzenhalter und Keramikdosen bis hin zu Sparschweinen und Dekorationsfiguren und Wanduhren. Und neben den freigedrehten Formen nimmt Echtbürgel auch die Gießtechnik wieder ins Programm. Das Verfahren ist aufwendig, erlaubt aber eine größere Formenvielfalt im Bürgeler Blau-weiß-Look.
M: Blau-weiß findet sich auch auf Geschirrtüchern, Kissenbezügen, Topfhandschuhen oder Küchenkalendern, denn die Marke „Textilkunst Bürgel“ vertreibt seit 1997 das traditionelle Muster auch auf Stoffprodukten. Heute arbeiten zehn Töpfer und Töpferinnen für die Echtbürgel GmbH. Und in Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkern aus dem Erzgebirge werden Holzkunstartikel mit Bürgeler Minikeramik kreiert, um so das Angebot um andere hochwertige Artikel zu erweitern.
Fotos: © Keramikmuseum Bürgel