Station: [15] Töpferei Antje Frömel
M: Die Hintergasse 13 ist eine der traditionsreichsten Töpfer-Adressen in Bürgel. Hier war im frühen 20. Jahrhundert die „Hofkunsttöpferei Eberstein / Hohenstein“ ansässig – die erste Tonwarenmanufaktur der Stadt. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg kaufte Carl Fischer die kleine Fabrik und eröffnete die „Bürgeler Kunstkeramischen Werkstätten“, die zu DDR-Zeiten in einer Produktionsgenossenschaft aufgingen.
F: Auf diesem historischen Gelände befinden sich heutzutage zwei Werkstätten: Das Unternehmen Echtbürgel setzt die Manufaktur-Tradition fort. Antje Frömel hingegen, deren Werkstatt näher zur Straße hin liegt, ist als Einzelhandwerkerin tätig. Bei ihr kommt alles aus einer Hand: Sie dreht und dekoriert, managet ihre Verkaufsräume und ist auf Töpfermärkten präsent.
M: Antje Frömel hat ihre Ausbildung in der Produktionsgenossenschaft absolviert, im Meisterbereich von Eberhard Friedel. Nach einer kurzen, intensiven Phase in der Werkstatt von Marieluise Fischer kehrte sie zu Friedel zurück.
Im Jahr 1999 machte sie sich selbständig und konzentriert sich seitdem ganz auf die altbewährten Bürgeler Dekore. Bei ihr findet man Gebrauchs- und Zierkeramik in Blau-weiß, ergänzt durch einige Stücke in braun-weißen Tönen.
F: Doch Antje Frömels Blau-weiß beschränkt sich nicht auf das Pünktchenmuster. Aus der Werkstatt von Carl Fischer hat sie die so genannte Scrafittotechnik übernommen, eine Ritztechnik, die großflächigere, florale Motive in blau und weiß erlaubt.
Dabei wird in den vorbehandelten, lederharten Ton mit einer Metallnadel ein Muster eingeritzt, so dass die Farbe des Tons wieder zum Vorschein kommt. Die entstandenen Muster werden mit Engobe, also mit flüssigem, eingefärbtem Ton, ausgemalt und weiter mit der Nadel bearbeitet. Beim Brennen entsteht dann ein fein changierendes Muster, das den Kontrast von Blau und Weiß effektvoll zur Geltung bringt.
M: Fünf verschiedene Motive sind in dieser Ritztechnik erhältlich – eine ansprechende Variation des traditionellen Bürgeler Blau-weiß.
Fotos: © Keramikmuseum Bürgel