Station: [11] Schatzkammer II


Cranach hatte einen eigenwilligen Humor! Schauen Sie einmal auf die Info-Tafel zum Olmützer Messbuch! Dort sehen Sie sieben rotfarbene Kacheln mit vergrößerten Initialen aus dem Messbuch. Das D zeigt zum Beispiel einen kleinen Jungen, der in einen Topf pinkelt. Das B ein Wesen, das eine Person verspeist, das C wiederum hat ein florales Muster. Nur die achte Kachel unten rechts ist anders, denn … sie ist nicht von Cranach! Es ist ein Holzschnitt des Druckers Johannes Winterburger aus Wien. Er signierte seine Werke mit seinen Initialen und einer gekrönten  Schlange mit einem Pfeil. Die Cranach Schlange könnte also auch eine Referenz an die Druckerbranche sein.

An der Wand rechts neben der Tür hängen fünf Holzschnitte. Links sehen Sie den Erzengel Michael als Seelenwäger. In der Hand hält er eine Waage. Am Tag des Jüngsten Gerichts entscheidet er darüber, ob die Menschen in den Himmel oder in die Hölle kommen. Dazu wiegt er ihr Herz. Ist es zu leicht, waren der guten Taten nicht genug getan, und der Weg führt direkt in die Hölle. Die Illustration aus dem Jahr 1506 trägt Cranachs alte Signatur „LC“. 

Die anderen Holzschnitte zeigen in der oberen Reihe Christian Brück und Kurfürst Johann den Beständigen, in der unteren Reihe den Sündenfall und das Abendmahl.

Das Porträt von Christian Brück ist ein Holzschnitt aus dem Jahr 1549. Es ist von Lucas Cranach dem Jüngeren. Brück war der Ehemann von Barbara Cranach und ab 1555 sächsischer Kanzler.

Von den Holzschnitten, bis auf den vom Erzengel Michael, sind die Druckstöcke erhalten. Sie befinden sich im Kupferstichkabinett in Berlin. 

Schauen Sie sich um. In der Vitrine links neben der Tür haben wir ein Buch mit Lutherschriften aus dem Jahr 1564 ausgestellt. Aufgeschlagen ist eine Doppelseite aus dem  Passional Christi und Antichristi, erstmals gedruckt 1521. Das Buch enthält über 100 Holzschnitte aus der Cranach-Werkstatt.

 

Alle Abbildungen: © Dagmar Trüpschuch und Cranach Stiftung