Station: [13] Der Fotosatz


Tatjana Digit: Wir kommen jetzt zum Fotosatz. Schau dir dieses coole Gerät mal an. Es ist eine Diatype-Setzmaschine aus dem Jahr 1961. Sie wurde zwischen 1969 und 1975 in der Druckerei Weiss eingesetzt. Zum Beispiel, um eine Anzeige zu gestalten. In dem Gerät ist ein Film. Mit dem Schieberegler steuerte der Setzer Buchstaben für Buchstaben an. Jeder Buchstabe wurde einzeln fotografiert. Nach jedem Foto wurde die Position verändert, um einen weiteren Buchstaben aufzunehmen. Der Film wurde dann in der Dunkelkammer belichtet, auf Druckplatte kopiert und die Anzeige in der Druckmaschine gedruckt. Diese Maschine war eine kleine Revolution: Auf einen Quadratmeter konnte man das Satzvolumen einer kompletten Handsatz-Bleisetzerei unterbringen. Diese Entwicklung hat das Druckereiwesen weit vorangebracht.

Vincenz Stempel: Auch der Staromat ist spannend. Es ist ein Setzgerät der 60er-Jahre und wurde vornehmlich dazu genutzt, um Schriften zu modifizieren, sie kursiv zu setzen, Buchstaben zu vergrößern oder zu verkleinern. Man konnte damit sogar schon Wellensatz machen. Auch hier wurde Buchstabe für Buchstabe angesteuert, fotografiert und belichtet.

Jetzt gehen wir rüber zum Fenster. Zu der großen Reprokamera, mit der Zeitungsseiten, Bilder und andere Vorlagen abfotografiert und für die Druckplattenbelichtung vorbereitet wurden.

Tatjana Digit: Es ist eine Horizontalkamera, die im Jahre 1962 bei der Einführung des Offset-Drucks für die Druckerei Weiss angeschafft wurde. Natürlich gebraucht, denn Kosten für eine neue konnte die kleine Druckerei nicht aufbringen. Mit ihr wurden die ersten Schritte in den zukunftsträchtigen Rollenoffset getan, die produktivste Art des Offsetdrucks. Heute kann eine Rollenoffsetmaschine bis zu 4,3 Millionen DIN-A4-Seiten pro Stunde ausspucken!

Vincenz Stempel: Sie sieht aus wie eine übergroße Camera obskura! Sie stand immer in der Dunkelkammer und hatte enorm lange Belichtungszeiten. Wir reden hier von Minuten!

Tatjana Digit: Ich verrate dir mal was: Diese Reprokamera war in Wirklichkeit noch länger. Die Museumsleute haben sie aus Platzgründen kürzen müssen.

Fotos: © Druckereimuseum Weiss